Chronik/Welt

Kirk Douglas: Der letzte Titan Hollywoods wird 100

Als Kirk Douglas 99 wurde, spendierte er der Alzheimer-Klinik "Harry’s Haven" vor den Toren von Los Angeles 15 Millionen Dollar. Getreu seinem Motto: "Wer zu Lebzeiten gibt, hat mehr davon." Am Freitag feiert Hollywoods Titan seinen 100. Geburtstag. Der letzte Großschauspieler aus den goldenen Tagen der Traumfabrik. Ein lebendes Denkmal für Willenskraft und Exzellenz. Wen wird der Mann, der auf der Leinwand "Odysseus", "Spartacus", "Vincent van Gogh" und 100 andere Rollen spielte, diesmal beschenken?

Spenden

Gut 50 Millionen Dollar seines Vermögens hat Douglas bisher an den "Motion Picture & Television Fund" überwiesen; ein Hilfswerk, dass sich um ältere, kranke Schauspieler kümmert. Seine aus Hannover stammende Frau Anne Buydens (97), mit der er in zweiter Ehe seit 63 Jahren verheiratet ist ("meine wahre Seelengefährtin"), gehörte zu den ersten Förderinnen, die an Los Angeles’ berüchtigter Obdachlosen-Meile "Skid Row" ein Haus für gestrandete Frauen und Mädchen finanzierte. Als Zeichen ihrer Wertschätzung für die Allgemeinheit haben die Eheleute Douglas, die zurückgezogen in Santa Barbara nördlich von Los Angeles leben, 400 Kinderspielplätze bauen lassen. Bis zu ihrem Tod wollen sie all ihr Geld Menschen zukommen lassen, die es brauchen. Die Wurzeln für diese Großzügigkeit reichen weit zurück.

Harte Schule

Für Kirk Douglas, siebtes Kind jüdisch-russischer Einwanderer, geboren am 9. Dezember 1916 in Amsterdam/New York als Issur Danielovitch, war das Leben gerade in jungen Jahren Kampf. Gestählt durch Gelegenheitsjobs und Box-Abenteuer bahnte er sich den Weg durch die harte Schule der "American Academy of Dramatic Arts", die schon Spencer Tracy und Katherine Hepburn hervorgebracht hatte.

Kirk Douglas war nie dauerhaft an ein Studio gekettet. Er suchte sich mit einer nach seiner Mutter Bryna benannten Produktionsfirma Regisseure und Drehbuchschreiber aus, galt auf dem Zenit seines Könnens als verschroben, unleidlich und spätestens seit seinen vor Sex-Protzereien strotzenden Memoiren ("Wege zum Ruhm") als Hengst auf zwei Beinen – der trotzdem ein Auge auf die weniger Privilegierten hatte.

Alle Inhalte anzeigen
Als in den Jahren der Kommunisten-Hatz der McCarthy-Ära der Staat als ständiger Komparse Gesinnungsschnüffelei am Drehort betrieb, war es Douglas, der Leuten wie dem von Berufsverbot bedrohten Drehbuchschreiber Dalten Trumbo Arbeit gab.

Sein Drang nach Unabhängigkeit, sein Ruf als Egomane, blieb im damals konformistischen Hollywood nicht ohne Denkzettel. Drei Mal war Douglas für den "Oscar" nominiert: für "Zwischen Frauen und Seilen" (1949), "Stadt der Illusionen" (1953) und "Vincent van Gogh" (1956). Drei Mal ging er leer aus. Erst mit 80 erhielt er von der launischen Academy den "Oscar" für sein Lebenswerk.

Verdient gehabt hätte der Sohn eines Lumpensammlers die goldene Mini-Statue bereits für das Debüt. Als ein dem Alkohol verfallener Staatsanwalt, Walter O’Neil, zeigte Douglas 1946 in "Die seltsame Liebe der Martha Ivers" an der Seite von Barbara Stanwyck zum ersten Mal, was ihn bis heute unverwechselbar macht: dieses körperliche Nicht-anders-Können, diese geradlinige, zum Bersten kraftvolle Darstellung, befördert von guten Genen und Entschlossenheit. Das Kinn – wie mit einem feinen Meißel aus dem Fels gehauen. Der kompakte Körper – eine sehnige Naturgewalt. Die blauen Augen – ein Laserstrahl der Unnachgiebigkeit. Mit diesen Werkzeugen formte Kirk Douglas wie kein anderer Wikinger, Offiziere, Sklavenführer, Generäle, Abenteurer, Gauner, Revolverhelden, Galgenvögel, Schwerenöter und Diebe.

Neu lernen nach Schlaganfall

Mit 75 überlebte er als einziger Passagier einen Hubschrauber-Absturz. Mit 80 warf ihn ein Schlaganfall aus der Bahn. Er musste das Sprechen neu lernen, verlegte sich vom Schauspiel aufs Bücherschreiben. Sein jüngerer Sohn Eric starb 2004 an Drogen.

Alle Inhalte anzeigen
Michael, mit 72 der Älteste, Schauspieler von Weltrang, kämpfte ab 2010 gegen Krebs. Kirk Douglas, der letzte Samariter Hollywoods, hat sich davon nicht brechen lassen. "Unsere Welt ist eine Katastrophe", sagte er vor wenigen Wochen bei einer Preisverleihung. "Aber je älter ich werde, desto näher bin ich Gott. Wenn ich schlafe, spricht er zu mir. Er lacht über die Menschheit. Er wartet. Er hat viel Zeit." Hoffentlich auch mit Kirk Douglas.