Chronik/Welt

Kein Schutz in der Tornado-Straße

Zwei Tage nach dem verheerenden Tornado in der Kleinstadt Moore in Oklahoma laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Die Einsatzkräfte gehen davon aus, alle Verschütteten gefunden zu haben.

Am Montag war der Wirbelsturm mit Tempo 320 über den Vorort von Oklahoma City hinweggefegt. In einer rund drei Kilometer breiten Schneise der Verwüstung wurden zwei Grundschulen, das Krankenhaus und rund 2400 Wohnhäuser zerstört.

24 Menschen starben, darunter neun Kinder. Zunächst hatte es geheißen, dass fast hundert Menschen ums Leben gekommen seien. Die geringere Zahl der Toten führten Medien darauf zurück, dass viele Einwohner noch bei der Arbeit in Oklahoma City waren, als der Tornado über Moore fegte – und dass einige Häuser über kleine Unterschlupfe verfügen. Diese sind betonierte Hohlräume unter den Garagen. Keller haben die meisten Häuser nicht, obwohl Moore in der berüchtigten Tornado-Straße liegt (siehe rechts).

Keine Keller

„Der Boden hier besteht vor allem aus roter Tonerde, der Grundwasserspiegel ist hoch. Die Tonerde dehnt sich aus und zieht sich zusammen, je nach Feuchtigkeit“, sagt der Geologieprofessor Randy Keller. „Diese Bewegungen verursachen Risse in den Kellermauern – daher baut man lieber keinen Keller.“ Stabile, dichte Betonwannen sind teuer, und die meisten Bewohner von Moore haben nicht viel Geld.

Die Gebäude sind oft nur in Leichtbauweise errichtet. Viele Menschen leben in Holzhäusern mit geringer Wandstärke; nur wenige Häuser haben zumindest einen Raum mit dickeren Wänden, der als Zuflucht dient. Nicht einmal die Schulen verfügen über Bunker. In ihrer Not mussten die Kinder während des Sturmes in Toiletten Zuflucht suchen. In Medien wird bereits die Frage laut, warum auch die öffentlichen Einrichtungen keinen Schutz bieten – immerhin erlebte die Region 1999 einen Tornado, der 46 Menschen das Leben kostete und 8000 Häuser zerstörte.

Als nun der Tornado über Moore fegte, überlebten zwei Geschwister, die ein China-Restaurant betreiben, dank eines Kühlraums: Anita Zhang und ihr Bruder Michael sahen im Fernsehen die Sturm-Berichte, als der Strom ausfiel und die Sirenen heulten. Sie flohen in den Kühlraum. Später konnten sie sich mit Mühe aus den Trümmern befreien: „Rundherum war alles zerstört.“

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