Neuseelands Premier und die „Pferdeschwanz-Affäre”
Von Evelyn Peternel
John Key kennt man hierzulande nicht wirklich. Vielleicht, weil Neuseeland am anderen Ende der Welt liegt. Vielleicht aber auch, weil dem teils kuriosen Sozialverhalten des Politikers bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Denn immerhin ist Key Premier des Inselstaates – und er hat sich nun öffentlich dafür entschuldigen müssen, eine Kellnerin an ihrem zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haar gezogen zu haben.
Wie im „Weißen Hai“
Mehrfach soll er das getan haben, wie die Frau in einem anonymen Blogpost beklagt hat: Der Chef der konservativen National Party soll sich ihr mit „gruseligen und spannungsgeladenen Geräuschen“ genähert haben – „wie im Film ,Der Weiße Hai‘“, schreibt die Angestellte. Danach habe er sie am Haar gerupft, und nicht nur bei einem Besuch: Sechs Mal sei dies passiert, schreibt die Frau. Die Androhung, ihn zu schlagen, wenn er nicht damit aufhöre, brachte nichts; ebenso wenig eine Rüge seiner Ehefrau - sie sei auch anwesend gewesen.
Die Empörung im Regierungssitz Auckland folgte auf dem Fuße. Eine Sprecherin Keys musste ausrücken, eine Entschuldigung wurde formuliert – sie meinte auch, Key habe sich mittlerweile bei der Kellnerin mit zwei Flaschen Wein für sein Verhalten entschuldigt. Er habe sein Verhalten nur als Scherz und Neckerei aufgefasst.
Doch damit dürfte die Sache nicht gegessen sein. Key ist nämlich nicht zum ersten Mal tief ins Fettnäpfchen getreten – kurz nach Bekanntwerden der „Pferdeschwanz-Affäre“ kursierte gleich ein anderes Video im Netz, das den seit 2008 regierenden Politiker beim Haarezupfen zeigt. Und das bei einem kleinen Mädchen.
Fehltritt über Fehltritt
Der Guardian hat zu diesem Anlass noch weitere Fehltritte Keys gesammelt – unter dem Motto „so viele große Erinnerungen der Kiwis“ folgt eine Liste an Absurditäten, die hierzulande wohl kaum ein Regierungschef en passant von sich geben würde. So hat Key 2010 einem Maori-Stamm unterstellt, ihn gern zum Abendessen verspeisen zu wollen; in einer Pressekonferenz sprach er auch mal davon, sich einer Vasektomie unterzogen zu haben. Auf einem Laufsteg anlässlich des Rugby World Cups sorgte später ein „metrosexueller“ Auftritt des Premiers für Gelächter.
Generell scheint Key seine Probleme mit der Männlein-Weiblein-Sache zu haben: Ein T-Shirt mit dem Aufdruck „I’m not sorry for being a man” steht keinem Politiker besonders gut, würde man meinen. Und einem Radiomoderator unterstellte Key sogar einmal on Air, dieser trüge ein „schwules rotes Top“ – auch nicht die feine Art. Dieser Faux Pas trug ihm dann eine Rüge von Ian McKellen ein – der Homosexuellen-Aktivist, bekannt durch seine Rolle als Gandalf in „Herr der Ringe“, ist eine Ikone in Neuseeland.