Chronik/Welt

Sterilisiert und auf dem Feld "entsorgt"

Nach der Massenvergewaltigung einer 23-Jährigen in New Dehli, die zum Tod der jungen Frau geführt hatte (mehr dazu hier), kommt aus Indien erneut eine Meldung, die von einem schockierenden Umgang mit Frauen zeugt. Nach einer Sterilisationskampagne im Osten des Landes sind dutzende Frauen von Krankenhaushelfern bewusstlos auf einem Feld abgelegt worden. Wie Ärztevertreter am Donnerstag mitteilten, ließen die Frauen den chirurgischen Eingriff in einer Klinik im Bezirk Malda im Bundesstaat Westbengalen vornehmen. Die Klinik sei nicht ausreichend ausgestattet gewesen, um eine solch hohe Anzahl an Patienten aufzunehmen, hieß es. Der Skandal wurde bekannt, als der Sender NDTV Bilder der bewusstlosen Frauen zeigte, die aus dem Krankenhaus getragen und auf dem Feld abgelegt wurden.

"Mehr als hundert Frauen, vor allem arme, kamen zu der Operation", sagte der Gesundheitsbeauftragte von Westbengalen, Biswa Ranjan Satpathi, der Nachrichtenagentur AFP. Die Ärzte hätten Helfer beauftragt, die Frauen auf das Feld zu bringen. Der Beamte nannte das Vorgehen "unmenschlich" und ordnete eine Untersuchung an. Medizinexperten zeigten sich zudem schockiert über die Zustände in dem Krankenhaus, in dem vier Ärzte mehr als hundert Sterilisationen pro Tag vornähmen.

Sterilisation im Tausch gegen Güter

Anders als in China gibt es in Indien keine Gesetze, die Familien vorschreiben, wie viele Kinder sie bekommen dürfen. Angesichts der Bevölkerungszahl von mehr als einer Milliarde Menschen bieten örtliche Behörden in Indien jedoch oft Anreize wie Autos oder elektrische Geräte für Paare an, damit diese sich einer Sterilisation unterziehen.