Chronik/Welt

Hochwasser: Paris kann aufatmen

Paris kann aufatmen: Trotz des schlimmsten Hochwassers der Seine seit mehr als 30 Jahren sind große Überflutungen in der französischen Hauptstadt ausgeblieben. Der Seine-Pegel erreichte in der Nacht auf Samstag mit 6,10 Meter seinen Höchststand und ging danach langsam zurück. Zuletzt stabilisierte er sich bei 6,05 Metern.

Allerdings waren andere Landesteile stärker von Überschwemmungen betroffen. In den vergangenen Tagen gab es vier Todesopfer, 20.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Zuletzt hatte es in Paris vor fast 35 Jahren ein ähnlich dramatisches Hochwasser gegeben. 1982 erreichte die Seine einen Pegelstand von 6,18 Metern. Bei der Jahrhundertflut im Jahr 1910 waren es sogar 8,62 Meter.

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Hidalgo: Keine weitere Gefahr

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sagte am Samstag, es bestünde keine Gefahr, dass die Seine weiter ansteige. Der Rückgang des Hochwassers werde aber "eine gewisse Zeit" dauern. Wegen der Flut blieben zwei U-Bahn-Stationen nahe der Seine, eine regionale Bahnlinie sowie Uferstraßen gesperrt.

Viele Schaulustige sahen sich das Hochwasser an. "Das macht Angst, ich stelle mir vor, dass die Seine über die Ufer tritt, das ist mein Albtraum", sagte die 39-jährige Sonia, die in der Nähe des Flusses arbeitet. Die Stadtverwaltung kündigte an, zwei Turnhallen für Obdachlose zu öffnen.

Louvre geschlossen

Wegen des Hochwassers hatten am Freitag die am Ufer der Seine gelegenen berühmten Museen Louvre und Musee D'Orsay sowie das Ausstellungshaus Grand Palais ihre Pforten geschlossen. In den Museen wurden in den Untergeschoßen gelagerte Werke vorsorglich in höhere Etagen gebracht.

Frankreichs Präsident Francois Hollande besuchte in der Nacht auf Samstag den Louvre. Er kündigte die Ausrufung eines Katastrophenzustands an, um Entschädigungen zu ermöglichen. Die Versicherer bezifferten die Schäden mit mindestens 600 Millionen Euro.

Der Louvre soll noch bis einschließlich Dienstag geschlossen bleiben. Das mit jährlich neun Millionen Besuchern meistbesuchte Museum der Welt beherbergt mehr als eine halbe Million Werke, von denen nur 38.000 ausgestellt sind. Die anderen Werke befinden sich im Keller des Museums sowie in anderen Gebäuden.

Verwüstungen

Noch vor einer Woche hatte die Seine in Paris einen Pegelstand von unter 1,30 Metern gehabt. Die Überschwemmungen führten in den vergangenen Tagen bereits in der Gegend um Paris und in der Loire-Region zu schweren Verwüstungen.

In Boulogne wurde ein Campingplatz evakuiert, in Giverny in der Normandie das Monet-Haus vorsorglich geschlossen. Landesweit mussten 20.000 Menschen ihre Häuser verlassen, rund 17.000 Haushalte waren am Samstag weiter ohne Strom. Wie Premierminister Manuel Valls am Samstag mitteilte, wurden durch die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage in Frankreich insgesamt vier Menschen getötet und 24 weitere verletzt.

In Bayern und Baden-Württemberg kamen in den vergangenen Tagen elf Menschen durch Hochwasser ums Leben. In Südbelgien gab es ein Todesopfer und im Osten Rumäniens zwei weitere.