"Historischer Tag": Gotthard-Tunnel eröffnet
Mit den Worten "Bahn frei! Place aux trains! Via libra pils trens! Via libera ai treni!" hat der Schweizer Bundespräsident Johann Schneider-Ammann den neuen Gotthard- Tunnel eröffnet. Es ist ein "historischer Tag", sagte Schneider-Amman. Der in 17-jähriger Bauzeit für umgerechnet rund elf Milliarden Euro fertiggestellte Basistunnel ist das Herzstück der "Neuen Eisenbahn-Alpentransversale" (NEAT).
"Es ist ein wichtiger Schritt für die Schweiz, für unsere Nachbarn und den Rest des Kontinents", sagte das Schweizer Staatsoberhaupt. An der Fertigstellung des "Jahrhundertwerks" hätten mehrere Generationen mitgewirkt. Rund 600 der 2.300 Bauarbeiter aus insgesamt 10 Nationen kamen aus Österreich.
Christian Kern gratulierte der Schweiz zur Realisierung eines „außergewöhnlichen Projekts“. Das sei nicht nur ein großer Tag für die Schweiz, sondern auch ein großer Tag für Europa. Denn die Schweiz habe eine Infrastruktur geschaffen, von der noch viele Generationen profitieren könnten, sagte Kern in seiner Rede. Die ambitionierte Politik der Schweiz, den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern, sei eine Investition in die Lebensqualität und in den Umweltschutz. „Und davon werden auch wir als Anrainerstaaten im großem Masse profitieren“, sagte Kern.
Das Projekt habe aber nicht nur ökologische und soziale Aspekte. Hier gehe es auch um die Konkurrenzfähigkeit Europas und damit um Arbeitsplätze. Der Gotthard-Tunnel sei Teil des industriellen Erbes Europas. Denn der Kontinent sei entlang der Eisenbahn groß geworden, sagte der Bundeskanzler bei seiner ersten Auslandsreise seit Amtsantritt.
Der Bauingenieur Beat Blindenbacher ist einer der Männer, die das Projekt möglich machten. Der 63-Jährige war 14 Jahre lang für die Strabag Baustellenleiter auf der Nordseite des Gotthard-Basistunnels. Er bezeichnet seine Tätigkeit als „Höhepunkt meines Berufslebens“.
Gearbeitet wurde rund um die Uhr in drei Schichten. Insgesamt umfasst die gigantische Anlage sogar 152 Kilometer: Denn zu den beiden Tunnelröhren kommen alle 330 Meter die 40 bis 70 Meter langen Quertunnel, die aus Sicherheitsgründen errichtet wurden: Durch sie können Menschen im Notfall in die Nachbarröhre fliehen. Zudem gibt es für diesen Zweck auch noch die beiden von außen zugänglichen, klimatisierten Stollen in Sedrun und Faido. 28,2 Millionen Tonnen Gestein wurden für die Röhren und Stollen gesprengt beziehungsweise mit Tunnelbohrmaschinen aus dem Berg getrieben.