Chronik/Welt

Heiß, heißer, Kroatien

Der Preis ist heiß: eine Dose Bier, wenn Milan Škobalj beim Gießen am Ende des Gartens angelangt ist. Doch es ist nur ein Etappensieg. Gleich geht es am anderen Ende des Gartens mit dem Gießen von vorn los. In Dubrovnik wurden Freitag schon um acht Uhr in Früh 37 Grad im Schatten gemessen. Im Hinterland steigt die Quecksilbersäule seit Tagen auf 40 Grad und mehr an. Ganz Südeuropa und besonders der Balkan leiden unter der Hitze. Das heißeste Land Europas ist derzeit Kroatien.

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"Hitze im Sommer, das ist normal bei uns. Aber so was hatten wir bisher noch nicht", sagt Isabella, die immerhin 92 Lenze zählt. "Vor allem so lang anhaltende Hitzewellen." In der Tat: Seit Anfang Juni sinken die Temperaturen an der Küste nicht einmal in der Nacht mehr unter jene 25 Grad, die als Obergrenze für einen gesunden Schlaf gelten. In Ferienwohnungen laufen die Klimaanlagen daher Tag und Nacht auf Hochtouren. So hatten sich die Touristen die schönsten Wochen des Jahres nicht vorgestellt. Amis oder Mitteleuropäern ist längst das Lächeln über Südkoreaner und Japaner vergangen, die mit Langarm-T-Shirts baden gehen oder zur Stadtbesichtigung mit Sonnenschirm anrücken. Der Himmel ist nicht mehr blau, sondern vor Hitze weißglühend.

Laues Nass

Nicht einmal der Sprung ins Wasser bringt Erleichterung. In Süddalmatien hat die Adria die 27-Grad-Marke geknackt, in Istrien, wo das Wasser flacher ist, wurden sogar 29 Grad gemessen. Und noch bevor man nach dem Bad den Liegestuhl oder die Poolbar erreicht hat, rinnt der Schweiß erneut in Strömen.

Und ständig gellt in die Musik der Strand-Bars das Signal der Rettungswägen. Vor allem Ältere gelten als gefährdet. Manche würden das Schicksal geradewegs herausfordern, erregt sich ein Busfahrer. In der Vorwoche habe er einen Rentner aus dem deutschsprachigen Raum außerplanmäßig zur Notaufnahme fahren müssen. "Der sackte beim Aussteigen zusammen". Um kurz nach 13.00 Uhr sei das gewesen. "Normale Menschen halten dann Siesta".

Vor Aufenthalt im Freien in den heißesten Stunden des Tages warnen Mediziner bei jeder Nachrichtensendung im Radio. In Kroatisch und vier weiteren Sprachen. Körperliche Arbeit oder Sport sollten ebenfalls vermieden werden. Notwendig seien dagegen locker sitzende Kleidung und viel Flüssigkeit. "Wenn man das Smartphone mal nicht dabei hat, ist das ärgerlich, aber keine Katastrophe. Bei der Wasserflasche ist es genau umgekehrt", sagt der Dubrovniker Arzt Henryk Domeš. Es sollte stilles Wasser sein, nicht mit Kohlensäure versetzte "Rülps-Wasser", was Nordlichter bevorzugen. In Dubrovnik kann man das sogar aus den Trinkbrunnen zapfen. Dazu ermuntert auch Touri-Guide Mirjana ihre "lieben Gäste": "Wie Sie sehen, gibt es in Kroatiens teuerster Stadt auch etwas ganz gratis".

Noch jedenfalls. Der Spiegel vieler Stauseen ist bedenklich gesunken. Seit Juni hat es in Dalmatien nicht mehr richtig geregnet. Gemüsebauern verzweifeln.

Ein Ende ist nicht abzusehen. Der Wetterdienst verspricht frühestens für Ende dieser Woche "Erleichterung": Werte um die 30 Grad. Ob es zu Mariä Himmelfahrt den ersten Regen gibt, wie es eine Bauernregel weiß, ist so sicher nicht. "Das Klima wandelt sich", sagt Maria, die Tomaten auf dem Markt in Dubrovnik verkauft. Donald Trump, der das nicht wahrhaben wolle, solle in Kroatien Urlaub machen. Bed and breakfast bekäme er bei ihr gratis.