Chronik/Welt

Geschmuggelte Pässe aus Österreich gefunden

Bei der Verhaftung von zwei Reisepass-Schmugglern am Atatürk-Flughafen von Istanbul vergangene Woche sollen unter anderem auch zwei österreichische Reisepässe sichergestellt worden sein. Wie die türkische Hürriyet berichtete, waren die beiden Männer mit 148 europäischen Pässen unterwegs, die in einem kleinen Pizzaofen versteckt waren. Sie seien von den türkischen Behörden wegen vermuteter Verbindungen zur Terrormiliz IS überwacht worden und nach der Ankunft aus einer europäischen Stadt festgenommen worden. Einer der Verdächtigen, ein in Belgien lebender Türke, soll früher Verbindungen zur verbotenen Kurdenpartei PKK unterhalten haben.

Das österreichische Innenministerium konnte die Angaben vorerst nicht bestätigen. Derzeit laufe gerade die Verifizierung der Informationen bei den türkischen Behörden, sagte der Leiter der Abteilung Kommunikation, Alexander Marakovits, zu einer Anfrage der APA.

Foto von Pässen auf Twitter

Der türkische Journalist Mete Sohtaoglu hatte am vergangenen Donnerstag ein Foto getwittert, das die in Istanbul sichergestellten Reisepässe zeigen soll. Darauf sind Dokumente aus verschiedenen EU-Ländern zu erkennen, darunter auch aus Österreich. Der überwiegende Teil scheint aus Frankreich zu stammen.

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Laut Hürriyet stammen sieben der Reisepässe aus Großbritannien, vier aus Deutschland, drei aus Irland und Dänemark, je zwei aus Österreich, Belgien, Italien, Litauen, Niederlande und Polen, sowie je einer aus Luxemburg, Portugal, Rumänien, Russland und Spanien. Demnach würden 114 der Pässe aus Frankreich stammen.

IS erbeutete echte Reisepässe

Zudem wurde am Wochenende in deutschen Medien berichtet, dass der IS zehntausende echte Reisepässe aus verschiedenen Ländern erbeutet haben soll. Sicherheitsbehörden befürchten, dass damit Terroristen nach Europa eingeschleust werden könnten, die Anschläge wie jene in Paris im November verüben könnten.

In Syrien, dem Irak und in Libyen hätten die Extremisten in mehreren Städten die offiziellen Ämter und Behörden übernommen, dabei Blanko-Pässe erbeutet und wohl auch Maschinen zur Produktion von Ausweisdokumenten, berichtete die Welt am Sonntag (WamS) unter Berufung auf westliche Geheimdienste.

Die IS-Miliz betreibe mit den Pässen offenbar auch einen regen Handel und verdiene damit Geld, berichtete die WamS weiter. Solche "echten falschen Pässe" seien schon für tausend bis 1.500 Dollar auf dem Schwarzmarkt zu haben.

Die Frontex-Beamten kontrollieren demnach zwar genau, ob Flüchtlinge möglicherweise mit gefälschten oder gestohlenen Papieren einreisen. "Dennoch ist die Aussagekraft von Flüchtlingspässen aus unserer Sicht sehr begrenzt", sagte Leggeri. In einem Bürgerkriegsland wie Syrien könne niemand garantieren, "dass die Dokumente, die echt aussehen, auch wirklich von einer offiziellen Behörde ausgestellt wurden oder wirklich von dem rechtmäßigen Inhaber mitgeführt werden".

Mindestens zwei der Attentäter der islamistischen Anschlägen von Paris am 13. November sollen Anfang Oktober mit syrischen Pässen über Griechenland in die Europäische Union eingereist sein. Sie sollen dabei Ausweise verwendet haben, die der IS im syrischen Raqqa gestohlen hatte. In Österreich hatte die Polizei jüngst zwei weitere Verdächtige in einem Flüchtlingsheim in Salzburg festgenommen. Die beiden Männer sollen mit Pässen aus derselben Tranche aus Raqqa nach Europa gekommen sein.

Nach Informationen der Welt am Sonntag übermittelte ein ausländischer Geheimdienst jüngst deutschen Behörden eine Liste mit Pass-Nummern jener Dokumente, die von der IS-Miliz im syrischen Raqqa erbeutet worden sein sollen. Die Daten seien inzwischen im Schengener Informationssystem eingespeist worden. So solle ein Einsickern weiterer Attentäter verhindert werden.