Chronik/Welt

Flugzeugunfälle: Vier Mal so viele Tote wie 2013

Die Zahl der Toten im kommerziellen Luftverkehr ist Flugunfallforschern zufolge im Jahr 2014 auf weltweit 970 gestiegen. "Dies ist der zweithöchste Wert im Zehnjahresvergleich", schreibt Jan-Arwed Richter, Mitbegründer des Hamburger Flugunfallbüros "Jet Airliner Crash Data Evaluation Centre" (zur JACDEC-Website).

Die Zahl liege nahezu viermal so hoch wie im Vorjahr, als nur 251 Menschen bei Flugunfällen ums Leben gekommen seien, erläutert Richter in einem im Voraus veröffentlichten Beitrag für das Luftfahrtmagazin Aero International. Etwa die Hälfte der Unfalltoten entfiel auf die Region Asien-Pazifik. Obwohl Fliegen weiter extrem sicher sei, bremse die Negativbilanz eine Serie von Jahren mit fallenden Opferzahlen aus.

Fluglinien im Vergleich

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Die Negativbilanz wirbelte auch die JACDEC-Sicherheitsliste der 60 größten Fluggesellschaften durcheinander. So fiel die von zwei schweren Unglücken betroffeneMalaysia Airlinesvon Platz 34 auf nun Rang 57.

Während die Lufthansa unverändert ihren 12. Platz behauptete, rückte Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin vom 26. auf den 20. Platz vor. Als weltweit sicherste Airline gilt nach dieser neuen Liste Cathay Pacific aus Hongkong, vor den arabischen Emirates, der EVA Air aus Taiwan sowie Air Canada. Die sicherste europäische Fluggesellschaft ist demnach nun die niederländische KLM auf Rang fünf, vor Air New Zealand und Australiens Qantas.

"Von den betrachteten 60 größten Airlines mussten mehr als ein halbes Dutzend (Flugzeug-)Totalverluste hinnehmen", heißt es in dem Beitrag. Die JACDEC-Unfallforscher berechnen bei ihrer Wertung die Verkehrsleistung der Airline gegen die Anzahl der Zwischenfälle und Totalverluste der vergangenen 30 Jahre.

Unfälle nach Regionen

Im deutschsprachigen Raum blieben die großen Fluglinien nach dem Bericht von ernsteren Vorfällen verschont. Bei der Zahl der Unfallopfer ragen Nordamerika und Eurasia (inklusive Russland) positiv heraus: Dort gab es 2014 keine Flugunfall-Toten.

Für Lateinamerika kamen die Analytiker auf 10 Tote bei verunglückten Regionalflügen mit älteren Maschinen, für die Region Mittlerer Osten und Vorderasien auf 57. Afrika blieb mit 18 Flugzeug-Totalverlusten und 134 Unfalltoten zwar ein Schwerpunkt, wurde aber von Europa abgehängt.

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Inklusive einer über der Ukraine - wahrscheinlich nach Raketenbeschuss - abgestürzten malaysischen Boeing 777 belegt die Region mit insgesamt 300 Unfalltoten nun den vorletzten Platz - vor dem asiatisch-pazifischen Raum, in dem sich im vergangenen Jahr die Hälfte der vier schwersten Unglücke ereignete.

Nach einer Wetterbesserung in der Javasee in Indonesien soll am Dienstag mit Tauchern nach weiteren Opfern des AirAsia-Absturzes gesucht werden. "Wir konzentrieren uns darauf, so viele Leichen wie möglich zu bergen", sagte der Chef der Einsatzkräfte, Bambang Sulistyo. "Wir gehen davon aus, dass viele im Rumpf des Flugzeugs noch eingeklemmt sind."

Der Airbus A320 mit 162 Menschen an Bord war am 28. Dezember aus bisher ungeklärten Gründen auf dem Weg von Surabaya in Indonesien nach Singapur abgestürzt. Der Pilot hatte kein Notsignal abgesetzt.

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Spezialisten hatten am Wochenende mit Sonargeräten Objekte am Meeresboden entdeckt, die nach Überzeugung von Sulistyo zu dem abgestürzten Airbus gehören. Erste Tauchversuche wurden aber abgebrochen, weil in der aufgepeitschten See die Sicht unter Wasser gleich null war. 37 Leichen wurden bisher geborgen.