Die Wunden heilen
Die Wunden von 9/11 heilen langsam, aber sie heilen. Ein Jahrzehnt radikal-islamistischen Terrors, aber auch teils fragwürdiger Terrorbekämpfung liegt hinter uns und lässt hoffen, dass die nächsten Jahre zumindest in Sachen Terror weniger aufwühlen werden. Denn auch wenn die todessehnsüchtigen Extremisten der El Kaida und ihrer Ableger weit davon entfernt sind, besiegt zu sein, so scheinen sie zumindest eingedämmt und weltweit unter Beobachtung.
Vor allem aber sind die USA heute ein anderes Land, als sie es noch vor zehn Jahren waren: Sie sind keine "Nation im Krieg" mehr, die nach dem Motto George Bushs auszieht, um in den arabischen Ländern "den Leuchtturm der Demokratie" zu entfachen. Kriegsmüdigkeit, mehr aber noch die Finanz- und Wirtschaftskrise im eigenen Land haben die Perspektiven Amerikas verrückt: Von dem (bisher wenig erfolgreichen) "Nation-Building" draußen zum "Nation-Building" daheim.
9/11 und seine Nachbeb en, sie haben die Welt erschüttert, aber längst nicht in dem Ausmaß, wie man es hätte erwarten können: Der prognostizierte Kampf der Kulturen, der Krieg gegen den Islam, eine Art Dritter Weltkrieg - all diese Szenarien wurden glücklicherweise nie wahr. Was die Welt im vergangenen Jahrzehnt und in Richtung Zukunft hingegen vielleicht noch mehr prägte als 9/11: der Aufstieg Chinas, die Weltwirtschaftskrise und die arabischen Revolutionen.
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