Chronik/Welt

Kopie von Die Italien-Krise als Komödie

Die Komödie "Quo vado" mit Komiker Checco Zalone in der Hauptrolle ist der Film des Jahres in Italien. Ein Kassenschlager, der "Star Wars" links liegen lässt und bisher 65 Millionen Euro einbrachte. Von Bozen bis Palermo haben rund zehn Millionen Italiener den Kinohit 2016 des Regisseurs Gennaro Nunziante gesehen. Am Freitag kommt der Film auch in Österreich in die Kinos.

Das Thema trifft den Nerv der krisengeplagten Italiener, die um ihre Arbeitsplätze zittern: Ein Beamter, der seit 15 Jahren seinen Dienst im Landesamt für Jagd und Fischerei versieht, ist von Kündigung bedroht. Er klammert sich an seine feste Stelle und nimmt dafür eine Odyssee in Kauf. Denn seine Vorgesetzte – fest entschlossen, die Verwaltungsreform durchzuziehen – stellt ihn vor die Wahl: Kündigung samt Abfindung oder Versetzung weit weg seiner süditalienischen Heimat.

Viele Klischees

Damit beginnt für ihn eine "Welttour", die ihn über ein Alpen-Dorf, italienische Inseln bis nach Norwegen führt, wo er Wissenschaftler vor Eisbär-Angriffen schützen soll. Die Komödie spielt mit zahlreichen Klischees – von Korruption, Bestechung, Fußballbegeisterung bis zur liebenden Mama – und strotzt vor Witzen und Anspielungen auf den italienischen Alltag und die Politik.

Die unkündbare Stelle auf Lebenszeit, der "posto fisso" (Vollposten), galt lange als Garant für eine sorglose Zukunft. Jüngere Generationen hingegen kämpfen mit Prekariat und Arbeitslosigkeit. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone stagniert und steckt in einer tiefen Rezession. Das Wirtschaftswachstum liegt bei Null. Die Arbeitslosenrate besonders unter jungen Leuten bewegt sich noch immer auf einem Rekordhoch. Gewerkschaftschefin Camusso bezeichnet die Lage als "beängstigend". Premier Renzi hebelte im Zuge der Arbeitsmarktreform das rigide Kündigungsschutzgesetz aus, das bisher als unantastbar galt. Weiters kämpft Italien mit einer Bankenkrise und steigenden Staatsschulden.

Fußball und Flüchtlinge

Auch das Flüchtlingsthema wird im Film erwähnt. Checco wird als Beamter auf die Insel Lampedusa geschickt. Stellenweise bleibt dem Zuseher das Lachen im Hals stecken: Etwa bei der Szene, wo das Talent für Fußball darüber entscheidet, ob jemand in Italien bleiben darf oder nicht.

Vor Kurzem inspirierte der Kassenschlager sogar die Finanzpolizei auf Sizilien: Sie nannte einen Einsatz "Quo vado". Bei der Mission wurde gegen 29 Beamte im öffentlichen Dienst ermittelt, die seit Monaten, manche seit Jahren, nicht mehr am Arbeitsplatz erschienen – und das bei vollem Gehalt.

"Es gibt in Italien seit 30 Jahren Reformpläne, ohne dass etwas passiert. Es gibt sie wirklich, diese Provinzverwaltungen, wie man sie auch im Film sieht und die man abschaffen sollte. Aber es ändert sich nichts. Leider schaffen wir es nicht wirklich, etwas in Gang zu setzen", erklärt der Hauptdarsteller des Films. Checco Zalone , der eigentlich Luca Pasquale Medici heißt, ist nicht nur Schauspieler, sondern auch Komiker und Musiker. "Ich war viele Jahre hauptsächliche Musiker und bin mit meiner Jazz-Combo auf Hochzeiten aufgetreten. Es war ein Knochenjob", verrät der 39-Jährige.

Bereits am ersten Filmtag zu Jahresbeginn 2016 wurden eine Million Karten verkauft und sieben Millionen Euro flossen in die Kinokassen. "Quo vado" hat alle Rekorde gebrochen und bis dato 65 Millionen Euro eingespielt. "Das übertrifft alle unsere Erwartungen", kommentieren Regisseur Gennaro Nunziante und Hauptdarsteller Checco Zalone den Ansturm.