Deutschland: Silvester unter Aufsicht
Von Evelyn Peternel
Terroralarm in München, massenhafte sexuelle Übergriffe in Köln, Vergewaltigungen auch in Hamburg und Stuttgart: Der Start des Jahres 2016 hätte in Deutschland kaum unheilvoller sein können. Heute, ein Jahr und die Attentate von Würzburg, Ansbach, München und Berlin später, ist der Druck auf die Behörden deshalb riesig: Das Jahr soll und darf nicht so zu Ende gehen, wie es begonnen hat, so die Devise.
Das größte Augenmerk liegt dabei freilich auf Köln und Berlin. In beiden Städten gibt man sich deshalb auch betont gelassen. Man könne sich in Köln "außerordentlich sicher fühlen", versprach Polizeipräsident Jürgen Mathies; die Exekutive hat ihre Mannstärke im Vergleich zum Vorjahr verzehnfacht. Böller werden verboten sein, Kameras überwachen das Geschehen. Zudem ist die Stadt in puncto Security vorsichtig geworden: Kürzlich wurde bekannt, dass im Vorjahr an jenen neuralgischen Punkten, an denen es zu Panikreaktionen kam, eine Security-Firma knapp 60 Geflüchtete als Wachpersonal eingesetzt hatte. Sie waren nicht ausgebildet und kamen deshalb ihren Aufgaben nicht nach. Zudem entlohnte sie die Firma, die von der Stadt beauftragt worden war, mit nur fünf Euro pro Stunde; der Kommune stellte man später allerdings 15,40 Euro in Rechnung.
Rucksack-Verbot
Auch in Berlin, wo man den Jahreswechsel ja im Schatten des Terroranschlags auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz begeht (siehe Artikel rechts), setzt die Polizei auf Zurückhaltung.
"Berlin lässt sich seine Freude am Feiern nicht vermiesen", verbreitete die Hauptstadt-Polizei auf all ihren sozialen Kanälen – aber nicht ohne strikte Handlungsanweisungen für die Feiernden zu geben. Taschen, Rucksäcke und Koffer sind auf der mehr als zwei Kilometer langen Festmeile am Brandenburger Tor, wo Silvester traditionell seit Jahren groß zelebriert wird, verboten; auch Feuerwerkskörper, Böller und Glasflaschen sind untersagt. Schwere Betonblöcke und Polizisten mit Maschinenpistolen sollen die mehreren Hunderttausend Menschen dort schützen.
"Wachsam, aber gelassen" sieht die Münchner Polizei dem Jahreswechsel entgegen. Die Erinnerung an die Panik, die vor Mitternacht in der bayerischen Hauptstadt herrschte, weil die Polizei wegen einer Terrorwarnung zwei Bahnhöfe hatte evakuieren lassen, ist den Münchnern noch gut in Erinnerung – ebenso wie der Ausnahmezustand, unter dem die Stadt während des rechtsradikal motivierten Amoklaufs im Sommer stand. Die Exekutive wird, wie die Kollegenschaft in Berlin übrigens, zum Jahreswechsel live auf Twitter und Facebook informieren – zumindest etwas, das sich 2016 positiv bewährt hat.