Kein Vergleich für „Kapitän Feigling“
Alle Blicke richteten sich auf eine wichtige Zeugin im „Costa-Concordia“-Prozess: Domnica Cemortan. Die 26-jährige Moldauerin war gestern, Mittwoch, persönlich im Teatro Moderno in Grosseto anwesend, das zum Gerichtssaal umfunktioniert wurde. Die junge Frau hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks an der Seite von Kapitän Francesco Schettino auf der Kommandobrücke befunden.
„Ein Schiff, kein Auto“
„Es ist komisch, dass mein Schiff noch immer vor der Insel liegt“, wunderte sich Schettino in einer Prozess-Pause. Der als „Kapitän Feigling“ titulierte 52-Jährige erschien braun gebrannt in grauem Anzug, hellblauem Hemd und Krawatte. Sein Handy ließ er keine Minute aus der Hand.
Das Interesse ist enorm. TV-Teams positionierten ihre Kameras vor dem Theater. „Es bestehen keine Zweifel an Schettinos Schuld. Die Beweise sind unbestreitbar. Man muss nur die Höhe der Strafe feststellen“, sagte Staatsanwalt Francesco Verusio. Dennoch ist in dem Mammut-Prozess nicht vor Mitte 2014 mit einem Urteil zu rechnen.
700 Zeugen
An Bord der „Costa Concordia“ befanden sich auch 77 Österreicher, die sich alle retten konnten. Der Riesenkreuzer rammte in der Nacht des 13. Jänner 2012 bei einem riskanten Manöver einen Felsen vor der Insel Giglio und kenterte.
Unter den Zeugen beim Prozess befand sich auch der Kommandant der Küstenwache von Livorno, Gregorio De Falco. Die dramatischen Audio-Aufzeichnungen – „Gehen Sie verdammt nochmal an Bord“ – in denen er Schettino aufforderte, aufs Schiff zurückzukehren, gingen um die Welt. Neben Schettino gibt es weitere fünf Angeklagte. Da sich diese und die Reederei Costa Crociere mit der Staatsanwaltschaft auf ein Strafmaß beziehungsweise Geldstrafen geeinigt haben, entgehen sie wohl einem Prozess.