Chinesen fliegen auf Serrano-Schinken aus China
Von Susanne Bobek
In Spanien geht die Angst vor chinesischen Investoren um. Jetzt verdichten sich Gerüchte, dass auch der berühmte Serrano-Schinken bald in chinesische Hände fallen könnte. Für Incalopsa, einen der größten Schinkenhersteller Spaniens interessiert sich nämlich die Investorengruppe Kam Fung. Dem Familienunternehmen von Emilio Loriente wurde eine Milliarde Euro geboten. Der 62-jährige Loriente aus der strukturschwachen Region Castilla-La Mancha kam in Erklärungsnot. Doch ob er einer Milliarde Euro widerstehen kann, wird bezweifelt.
Schinkenboom
Seit zehn Jahren boomt in China das Geschäft mit edlen Lebensmitteln aus Europa. Damals erteilte die chinesische Regierung auch die ersten Importlizenzen für spanische Schinkenproduzenten, mit der Absicht, die Geheimnisse der Schinkenproduktion auch im eigenen Land umzusetzen.
Die Gewinnmargen waren für die Spanier nur anfangs verlockend. Denn chinesische Händler sind beinhart: Während sie in Spanien für eine Keule etwa 400 Euro bezahlen, verkaufen sie das gleiche Produkt in Hongkong um bis zu 3000 Euro. Ähnlich beim Wein: Für eine Bouteille zahlen sie am liebsten nur zwei Euro, verlangen dann aber in China bis zu 200 Euro. So brachten sie ihre Weinproduzenten so lange unter Druck, bis diese entnervt verkauften.
So geschehen vor zwei Jahren im Rioja-Weinbaugebiet: Changyu, mittlerweile der größte Weinproduzent Chinas, ging auf große Einkaufstour in Spanien und kaufte mehrere Traditionsunternehmen samt Markennamen wie Faustino Rivero. Die Rioja-Traube wird längst in China angebaut.
Spanisches Know-how
Jetzt also der Angriff auf die spanische Schinkenbranche. Die Chinesen sind die größten Schweinefleischkonsumenten der Welt, das Vertrauen in die eigenen Produkte ist bei der auf rund 300 Millionen Menschen angewachsenen gehobenen Mittelschicht gering. Doch mit dem spanischen Namen und Know-how kann auch chinesischer Serrano-Schinken produziert werden, luftgetrocknet, mit ganz ähnlichem Geschmack. Die Produktionskosten liegen in China bei einem Zehntel derer in Spanien.
Mittlerweile werden schon jedes Jahr eine halbe Million rohe Serrano-Keulen aus Spanien nach China verschifft und erst dort veredelt.