Chronik/Welt

Cameron und die "schnurrende" Queen

In der Stunde des Triumphs wird sogar ein Premierminister gelegentlich unaufmerksam. So begeistert war David Cameron über das klare "Nein" beim Unabhängigkeits-Referendum in Schottland, dass er New Yorks Ex-Bürgermeister Michael Bloomberg freizügig auch heikle Details über den Verlauf des Wahltags erzählte. So durfte der Unternehmer auch erfahren, dass Queen Elizabeth "gar nicht mehr aufgehört hat zu schnurren", als ihr Cameron am Telefon das Ergebnis mitteilte. Und nicht nur Bloomberg selbst, sondern auch all jene Kameras und Mikrofone, die längst eingeschaltet waren, als Cameron seine Queen-Anekdötchen zum Besten gab. Dazu gab es noch ein paar unverhofft öffentliche Grobheiten über Meinungsforscher, die der Premier für sein Magengeschwür verantwortlich machte.

Kein Einzelschicksal. Im chronisch hektischen Zusammenleben zwischen Politikern und Medien passiert es regelmäßig, dass Mikrofone und Kameras auch etwas mitbekommen, das eigentlich nicht für sie gedacht ist. Barack Obama etwa riskierte sogar seine Wiederwahl 2012, als er kurz davor den damaligen russischen Präsidenten Medwedew bat, ihm beim Streit um die US-Raketenabwehr "ein bisschen Luft" zu lassen: "Das ist meine letzte Wahl, danach bin ich viel flexibler."

Dieses erstklassige A...loch

Oft ist es gerade der Ärger über die lästigen Medien, der Staatsmänner entgleisen lässt. Obamas Vorgänger George W. Bush etwa nannte einen Reporter der New York Times "dieses erstklassige A...loch". Dass die verärgerte Bemerkung eigentlich nur für seinen Vize Dick Cheney gedacht war und nicht für die Mikrofone der Reporter, verschaffte ihr umso mehr Aufsehen. Prince Charles, der pünktlich zum Antreten seines eigentlich privaten Schiurlaubs in der Schweiz von einer Hundertschaft von Reportern empfangen wurde, flüsterte gut hörbar: "Ich hasse diese Leute".

Den Schnitzer mit der bis heute besten Tonqualität lieferte wenig überraschend Ex-Hollywood-Cowboy Ronald Reagan. Der kündigte bei einem irrtümlich US-weit gesendeten Mikrofontest mit getragener Schauspielerstimme an: "Wir beginnen mit dem Bombenangriff auf Russland in fünf Minuten."

Nachtrag: Cameron hat übrigens angekündigt, sich bei der Monarchin entschuldigen zu wollen. "Mir ist das sehr peinlich. Es tut mir außerordentlich leid", sagte Cameron in New York. Ganz hochoffiziell.

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