Chronik/Welt

Beeindruckende Botschafterin für die Rechte der Kinder

Sie ist eine kleine, zierliche Person mit leuchtenden Augen und einer starken Ausstrahlung. Dass Cindy zu dem Menschen werden konnte, der sie heute ist, verdankt sie den Schwestern der Don-Bosco-Salesianern, wie die 21-Jährige aus den Philippinen sagt. Denn ihr Leben davor war ein einziger Albtraum.

Die Mutter: alkohol- und drogensüchtig. Der Vater verließ die Familie, lebte dann auf der Straße. "Ich wurde zwischen meinen Eltern hin- und hergeschoben. Zwischen meinem vierten und siebenten Lebensjahr zog ich mit meinem Papa durch die Straßen Manilas. Im Müll suchten wir unser Essen", erzählt Cindy dem KURIER. Sie war gemeinsam mit einer Nonne auf Einladung der österreichischen Hilfsorganisation "Jugend Eine Welt" anlässlich des heutigen "Tages der Straßenkinder" in Wien.

Schließlich landete das Mädchen wieder bei der Mutter, die "mich schlechter als einen Hund behandelte", klagt Cindy, die irgendwann aufgehört hat, ihre Mutter Mama zu nennen, sie sprach sie mit deren Vornamen an. Doch es sollte noch schlimmer kommen: "Einmal drangen ein Freund von meiner Mutter und mein Onkel in unser Haus ein, sie haben mich vergewaltigt, ich war acht Jahre alt."

Cindy trug Verletzungen davon, musste ins Spital. Das war letztlich ihr Glück. Denn von dort ging es direkt ins Kinderschutzzentrum der Don-Bosco-Geistlichen. Diese kümmern sich zumindest um ein paar der rund 100.000 auf den Philippinen pro Jahr missbrauchten Heranwachsenden (oftmals sind es Straßenkinder) und werden von "Jugend Eine Welt" (JEW) unterstützt.

"Als sie zu uns kam, hatte Cindy zusätzlich zu ihren seelischen Wunden die Krätze (eine Hauterkrankung) und Tbc. Sie war in einem furchtbaren Zustand", sagt Schwester Maria Victoria, "wir haben sie aufgepäppelt, sie in Psychotherapien geschickt, und sie hat das Trauma in beeindruckender Weise überwunden." Die 21-Jährige nickt und betont, dass ihr die Nonnen im Zentrum zu richtigen Eltern geworden sind – "ich nenne sie NayTay, das sind jeweils die ersten drei Buchstaben für Mutter und Vater in meiner Sprache".

Heute ist die junge Frau, die eine Ausbildung zur Kindergärtnerin absolviert, nicht nur Vorbild für die anderen 20 Heimbewohnerinnen in Manila (insgesamt unterhält der Orden auf den Philippinen vier solche Einrichtungen und ist in der Prävention tätig), sondern spricht in Workshops anderen Mädchen mit ähnlichem Schicksal Mut zu: "Ich sage ihnen, dass sie sich nicht zu schämen brauchen. Dass es nicht ihre Schuld war. Dass sie positiv denken sollen. Dass sie es schaffen können, ein normales Leben zu führen."

Ein normales Leben bedeutet für Cindy demnächst als Kindergärtnerin auf eigenen Beinen zu stehen. Dann, so sagt sie, will sie ihre Mutter zu sich holen: "Sie hat mich zwar nicht gut behandelt, aber letztlich ist sie ja doch meine Mama."

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