Chronik/Welt

Aufruhr in USA: "Ohne Gerechtigkeit kein Friede"

Indianapolis, die Hauptstadt des Mittelwest-Bundesstaats Indiana, am Samstagabend. Die Straßen sind zum Teil abgeriegelt, es tummeln sich berittene Polizei, bewaffnete Patrouillen und Scharfschützen auf den Dächern.

Die Demonstration, die die Polizeikräfte bewachen sollen, richtet sich gegen die staatlichen Ordnungshüter selbst. Wie in Dallas in der vergangenen Woche hat auch in Indianapolis die "Black-lives- matter"-Bewegung zum Protest gerufen.

Immer wieder werden schwarze US-Bürger Opfer von Polizeigewalt, seit 2014 häufen sich Fälle von tödlichen Übergriffen der Polizei aus oft nichtigem Anlass wie Verkehrskontrollen. Allein im Juli 2016 wurden der 32-jährige Philando Castile wegen eines defekten Rücklichts und der 37-jährige Alton Sterling bereits am Boden liegend von der Polizei aus nächster Nähe erschossen.

"Killer-Cops"

"Unser Blut bedeckt die Straßen eines Landes, das wir aufgebaut haben", steht auf einem Transparent der Demonstranten in Indianapolis. "Meine Hautfarbe ist keine Waffe", ruft eine junge Frau. "Verfolgt endlich die Killer-Cops", fordert die Menge und protestiert auch gegen die einseitige Justiz, weil die Polizisten für ihre tödlichen Übergriffe kaum bestraft werden. "No justice, no peace", wird skandiert.

Die Veranstalter versuchen auch, der schwarzen Community Selbstbewusstsein einzuimpfen. Obama hin oder her – dunkelfarbige US-Bürger sind in höheren Positionen immer noch spärlich vertreten, bei den einfachen Jobs hingegen deutlich überrepräsentiert. Darauf spielt der Platzredner an, als er in die Menge ruft: "Ich sehe Menschen in den Straßen gehen mit hängendem Kopf. Warum lasst ihr den Kopf hängen? Kopf hoch! Wir brauchen keine akademischen Grade und Positionen, wir sind schon großartig!" Schließlich wird dazu aufgerufen, bei Schwarzen zu kaufen oder deren Firmen in Anspruch zu nehmen, um ihnen aus der Armut zu helfen.

"Trump spaltet"

Bei der Demo gegen Polizeigewalt in Dallas hatte ein Ex-Soldat, ein schwarzer US-Bürger, aus Hass auf zwölf Polizisten geschossen, fünf davon starben. Einer der Veranstalter der Demo in Indianapolis, Brandon Clerk, war ebenfalls als Soldat in Afghanistan im Einsatz. Im Gespräch mit dem KURIER verurteilt Brandon Clerk den Attentäter von Dallas: "Diese Tat hat nicht nur der Black-lives-matter-Bewegung geschadet, sondern der gesamten schwarzen Community."

Kopfzerbrechen bereitet Clerk die Politik. "Wenn Donald Trump die Präsidentenwahl gewinnt, wird die Situation noch schlimmer werden. Trump steht für Chaos und Spaltung. Aber wir brauchen jemanden an der Spitze, der vereint."

Der Student Corbin Myers ist einer der Weißen, die mit den Schwarzen demonstrieren: "Ich finde solche Demos ein wichtiges Signal, damit ihr in Europa seht: Wir kämpfen hier in den USA sehr wohl dafür, dass alle Menschen gleich viel wert sind."