Chronik/Welt

Äthiopien erleidet schlimmste Dürre seit 30 Jahren

"Das ist eine Dimension, die noch nie da war und betroffen und traurig macht." Rupert Weber hat aufgrund seiner Tätigkeit schon viel gesehen, doch nach seinem jüngsten Aufenthalt in Äthiopien war auch er erschüttert. "Die Menschen sind knapp vor dem Verhungern. Eine Familie hat mir gezeigt, was ihr noch übrig geblieben ist: Drei Hühner und ein paar Kartoffel", sagt der Vorstand der österreichischen Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" (MfM), die vom verstorbenen Schauspieler Karl-Heinz Böhm gegründet wurde. Grund: Die schlimmste Dürre seit 30 Jahren.

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Laut UNO sind 8,2 Millionen Äthiopier noch heuer auf Lebensmittelhilfe angewiesen, das sind doppelt soviele wie noch im September angenommen. Und ab Beginn 2016 soll diese Zahl sogar auf 15 Millionen steigen.

"Das Absurde ist", so Weber im KURIER-Gespräch, "dass sich die Landschaft durchaus grün darstellt. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass der Mais nur tischhoch ist, bloß fünf bis zehn Zentimeter lange Kolben hat und kaum Körner." Begonnen habe die Misere mit dem kompletten Ausbleiben der kleinen Regenzeit im März und April. Später habe sich die große Regenzeit um mehr als einen Monat verzögert, die Bauern hätten erst im Juli aussäen können. Und dann habe es für eine auch nur einigermaßen zufriedenstellende Ernte viel zu wenig Niederschlag gegeben.

In den betroffenen Gebieten, vor allem im Osten des Landes, liegt laut UN-Angaben der Ausfall bei 90 Prozent. "Und die nächste Ernte ist erst Mitte des kommenden Jahres zu erwarten – wenn es ordentlich regnet", erläutert Weber. Die Getreidespeicher der Familien seien leer, viele hätten bereits alles verkauft, um irgendwie um die Runden zu kommen – auch die Viehherden, die nicht nur eine Einnahmequelle darstellen, sondern auch als Krisenreserve gelten. Wenn etwa ein teurer Spitalsaufenthalt zu bezahlen ist.

Ganze Region betroffen

"Besonders bitter zu sehen ist auch, dass die Äthiopier ein stolzes Volk sind, stolz darauf, sich im Normalfall selbst versorgen zu. Jetzt sind sie auf Almosen angewiesen", sagt der MfM-Chef. Seine Organisation, die seit Jahrzehnten Entwicklungsarbeit in dem ostafrikanischen Land leistet, hat rasch Reservemittel freigemacht: 500.000 Euro, dazu kamen noch 500.000 Euro von einem Großspender sowie 250.000 Euro von der deutschen Partnerorganisation. "Aber es ist viel, viel mehr nötig", betont Weber. Zumal die ganze Region betroffen ist. Vor allem auch der Südsudan, wo knapp vier Millionen Menschen unter unzureichender Nahrungsmittelversorgung leiden.

SPENDEN: Menschen für Menschen. IBAN: AT28 3200 0000 0022 2000