Chronik/Welt

175 km Länge: Gigantischer Eisberg treibt in der Antarktis

In der Westantarktis hat sich vom Larsen-C-Schelfeis ein riesiger Eisberg gelöst. Das teilte das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung am Mittwoch mit. Er treibe nun nach Norden und wird wohl zwei, drei Jahre brauchen, bis er geschmolzen ist.

Es ist mit 175 Kilometern Länge und einer Breite von bis zu 50 Kilometern einer der größten Eiskolosse, den Wissenschafter in den letzten drei Jahrzehnten registriert haben. Eine Gefahr für Menschen gehe von dem 6.000 Quadratkilometer großen Giganten nicht aus.

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Der etwa eine Billion Tonnen schwere Eisberg sei von dem Eisschelf Larsen C abgebrochen, teilten Wissenschaftler der britischen Universität von Swansea mit. Die Ablösung der Eismassen könnte das Eisschelf Larsen C destabilisieren, wodurch ein deutlicher Anstieg des weltweiten Meeresspiegels drohen könnte.

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Bereits Anfang Juni hatten die Forscher vor einer Ablösung des Eisbergs gewarnt. Dadurch allein sei kein Anstieg des Meeresanstiegs zu befürchten, erklärten die Wissenschaftler damals. Die Ablösung der Eismassen könne aber Larsen C destabilisieren und zum Einsturz bringen. Dadurch würden riesige Wassermassen freigesetzt. Wenn alle von Larsen C aufgefangenen Gletscher ins Meer flössen, würde der weltweite Meeresspiegel um etwa zehn Zentimeter steigen, warnten die Forscher. Larsen C ist das nördlichste und größte Eisschelf der Antarktis.
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Der Tafeleisberg löste sich irgendwann in der Zeit zwischen Montag und Mittwoch. Nach Angaben des britischen Antarktisprojekts "Midas" wird er vermutlich den Namen "A68" erhalten. Wohin er driftet, hängt von mehreren Faktoren ab. "Er schwimmt mit der Meeresströmung, aber auch der Wind spielt eine Rolle", sagt AWI-Glaziologin Daniela Jansen, die am "Midas"-Projekt der britischen Universität Swansea beteiligt ist. Sie vermutet, dass der Eisberg - so wie andere zuvor - entlang der antarktischen Halbinsel zunächst gen Norden und dann nach Osten zieht. "Es kann aber dauern, bis er aus dem Meereis raus ist", sagt Jansen. Erfahrungsgemäß driftet er zunächst zehn Kilometer pro Tag.
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Eisberg-Giganten aus jüngerer Zeit

Solche Abbrüche sind nicht ungewöhnlich. Immer wieder lösen sich gigantische Eisberge vom Schelfeis - jenen schwimmenden Eismassen, die mit Gletschern verbunden sind. Einige Beispiele:

- Der größte durch Satellitenerkundung erfasste Koloss löste sich im März 2000 vom antarktischen Ross-Schelfeis. B15 - so der Name - war ursprünglich 11.600 Quadratkilometer groß. Von ihm brach später der Eisberg B15A ab, der 2005 noch mehr als 2.500 Quadratkilometer maß.

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- Ein anderer Gigant brach 2002 ebenfalls vomRoss-Schelfeisab. Der C19 getaufte Eisberg war mehr als 6.000 Quadratkilometer groß.

- Im selben Jahr brach vom Thwaites-Gletscher in der Westantarktis ein riesiger Eisberg ab. B22 bedeckte eine Fläche von etwa 5.500 Quadratkilometern.

- Anfang 2010 löste sich vom Mertz-Gletscher im australischen Antarktis-Gebiet der Eisberg C28 mit einer Fläche von mehr als 2.500 Quadratkilometern. Zuvor war ein anderer Eisriese - ein Bruchstück des 1987 entstandenen, damals etwa 5.400 Quadratkilometer großen B9 - gegen die Gletscherzunge gekracht.