Warum in Nicaragua Meeresschildkröten Militärschutz bekommen
Einige Besucher des Naturschutzgebietes dürfen sich sehr wohl über die Soldaten wundern, die da bewaffnet und in voller Montur am Strand von La Flor in San Juan del Sur im Süden Nicaraguas entlang spazieren. Zum Vergnügen sind die Soldaten aber nicht vor Ort, ihre Anwesenheit gilt einem ganz besonderen Lebewesen: der Oliv-Bastardschildkröte.
Oder besser gesagt ihren Eiern.
Tausende Meeresschildkröten haben am Wochenende an der Küste Nicaraguas unter Militärschutz ihre Eier gelegt. Zusammen mit den Umweltbehörden des Landes bewachte das Militär die vom Aussterben bedrohten Tiere, um zu verhindern, dass Wilderer ihre Nester plünderten.
Potenzmittel
Jedes Jahr werden an der Küste Nicaraguas unzählige Schildkröteneier von Wilderern ausgegraben. Die Eier werden in alle Welt transportiert und als Nahrungsmittel verkauft. Ihnen wird eine potenzsteigernde Wirkung nachgesagt. Auf dem Schwarzmarkt findet man Angebote um umgerechnet 16 Euro pro Ei - viel Geld in manchen Regionen, in denen es außer Fischerei, Landwirtschaft und etwas Tourismus kaum Verdienstmöglichkeiten gibt.
Die Meeresschildkröten legen weite Strecken zurück, um in den Naturschutzgebieten La Flor und Chacocente an der Pazifikküste des mittelamerikanischen Landes ihre Eier abzulegen. Die Behörden schätzen, dass von 100 geschlüpften Schildkröten zwar 90 ins Meer gelangen, aber nur drei das Erwachsenenalter erreichen. Jede der ausgewachsen etwas mehr als einen halben Meter großen und etwa 38 Kilogramm schweren Schildkröten legt rund 90 Eier. Aus diesen schlüpfen nach etwa 40 bis 70 Tagen die Babyschildkröten.
Seit 1990 ist im Lande jegliche Nutzung der Tiere verboten. Wer Nester wildert oder Schildkröten tötet, kann mit bis zu neun Jahren Gefängnis bestraft werden.