Viele französische Polizisten sind am Ende: Zu viele Dienste, kein Respekt
Von Susanne Bobek
Ein 49-jähriger Anhänger der Gelbwesten hatte am Osterwochenende in Paris lautstark prozessiert. Dafür wurde er am Dienstag von einem Gericht in Paris zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Der gelernte Koch muss außerdem 180 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten, eine neue Stelle suchen und den beiden Polizisten, die ihn verklagt hatten, ein Schmerzensgeld von jeweils 500 Euro bezahlen.
Der Sprechchor „Bringt euch um“ bei den Protesten spielte auf insgesamt 28 Suizide unter Polizisten seit Beginn des Jahres an. 2018 nahmen sich 68 Einsatzkräfte das Leben. Das sei alarmierend. Polizeigewerkschafter beklagen üble Arbeitsbedingungen und eine zunehmende Verrohung der Gesellschaft.
Gipfel des Hasses
Das Urteil vom Dienstag zeigt auch: „Wir haben den Gipfel des Hasses erreicht“, so ein Sprecher der Gewerkschaft Alliance. Als Gründe für die immense Arbeitsbelastung gelten die islamistische Anschlagsserie, bei der seit 2015 mehr als 250 Menschen getötet wurden und die seit fünfeinhalb Monaten andauernden Gelbwesten-Proteste. Auch am heutigen Tag der Arbeit wird protestiert.
Für viele Polizisten ist es inzwischen unmöglich in dem Revier, wo sie arbeiten auch zu leben. „Es wäre zu gefährlich für uns“, sagte Maggy Biskupski der Deutschen Welle, kurz bevor sie sich mit nur 36 Jahren das Leben nahm. „Wir müssen in Gebieten operieren, in denen die Menschen Steine auf uns werfen und uns anspucken. Oft funktionieren unsere Funkgeräte nicht. Bei Verfolgungsjagden können wir mit schnellen Wagen nicht mithalten. All das überfordert uns“, erklärte Maggys Kollege Guillaume Lebeau.