Chronik/Welt

Kein Weihnachtsbaum für den Papst: Bergdorf in Italien rebelliert gegen Abholzung

Die Einwohner der Berggemeinde Ledro im norditalienischen Trentino stemmen sich gegen die Fällung einer 30 Meter hohen und 200 Jahre alten Rottanne, die den Petersplatz in Rom während der Weihnachtszeit schmücken soll. Die Tanne steht im Ledrotal, am Passo Nota ein paar Kilometer vom Gardasee entfernt, auf 1.200 Meter Höhe.

Auf der Online-Plattform change.org wurde eine Petition gegen die Fällung der Tanne für den Petersplatz eingerichtet, die bereits 40.000 Unterschriften einheimste. Die Einwohner von Ledro richteten ein Schreiben an Papst Franziskus, um die Abholzung des Baums zu stoppen. Ein Bürgerkomitee beauftragte nun einen Anwalt, um rechtliche Schritte zum Schutz des Baumes zu unternehmen.

"Gegen sinnloses Massaker von Tannen"

"Wir sind gegen dieses sinnlose Massaker von Tannen in der Weihnachtszeit", erklärte das Komitee. "Es macht keinen Sinn, von Schäden durch den Klimawandel zu sprechen, wenn wir dann Bräuche wie diesen aufrechterhalten, dem eine jahrhundertealte Rottanne zum Opfer fallen soll. Es wäre schön, unsere Tanne zu schmücken ohne sie zu fällen. Viele junge Menschen haben in den letzten Jahren ein anderes Gefühl für die Natur entwickelt und helfen uns bei unserem Anliegen", hieß es in einem Schreiben des Komitees.

Die Bürger Ledros verwiesen auch auf die Enzykliken von Papst Franziskus, in denen er zum Respekt vor der Umwelt aufruft: "Wir bitten Seine Heiligkeit, diese Abholzung abzuwenden und zu uns ins Tal zu kommen, um die Schönheit dieses Ortes zu bewundern", heißt es in dem Brief. "Warum sollte man nicht darüber nachdenken, einen kunstvollen Baum aus dem Holz von Bäumen zu errichten, die aufgrund klimatischer Ereignisse umgestürzt sind?", heißt es in der Petition.

1989 auch Proteste in Österreich

Es ist nicht das erste Mal, dass der Weihnachtsbaum, der den Petersplatz ziert, im Mittelpunkt einer Kontroverse steht. Nachdem Umweltschützer gegen die geplante Fällung einer 200 Jahre alten Tanne am Apennin protestiert hatten, die dem Papst als Christbaum für den Petersplatz geschenkt hätte werden sollen, musste sich Franziskus mit einem kleineren und jüngeren Baum begnügen. Statt der Weißtanne aus einem Waldgebiet unter EU-Schutz, die die Gemeinde Rosello in der Apenninregion Abruzzen verschenken wollte, erhielt der Papst einen aus einer Baumschule.

1989, als Johannes Paul II. Papst war, kam es zu Protesten seitens österreichischer Umweltschützer gegen die Fällung einer 32 Meter hohen Fichte im oberösterreichischen Kopfing (Bezirk Schärding), die in jenem Jahr den Petersplatz schmücken sollte. Trotz Protesten des Naturschutzbundes wurde die Fichte auf einem Sattelschlepper auf die Reise nach Rom geschickt. Während des Pontifikats von Joseph Ratzinger gab es 2006 einen Aufruf des WWF der süditalienischen Region Kalabrien, die in jenem Jahr die Tanne für den Petersplatz spendete.

Der geschmückte Christbaum soll auf dem Petersplatz am Nachmittag des 7. Dezember feierlich illuminiert werden. Der bei österreichischen Urlaubern beliebte Badeort Grado in Friaul Julisch Venetien wird in diesem Jahr die Weihnachtskrippe für den Petersplatz liefern. Sie wird von Freiwilligen gestaltet und greift Motive der dortigen Lagune und aus dem Leben der Fischer auf. Baum und Krippe sind dann bis zum Fest der Taufe Christi zu sehen, das 2025 am 12. Jänner begangen wird.