Chronik/Welt

Trotz Papst-Intervention: Todkranker Bub darf nicht in Vatikan-Klinik

Der britische Bub Alfie Evans leidet an einem seltenen Hirnleiden. Die Ärzte des Alder Hey Hospital in Liverpool halten die Situation für aussichtslos und alle weiteren lebenserhaltenden Maßnahmen für unmenschlich. Dies würde, so die Mediziner, nur das Leiden des zweijährigen Buben verlängern, da das Gehirn durch die Krankheit bereits fast vollständig zerstört sei.

Doch Alfies Eltern gaben den Kampf nicht auf. Monatelang führten sie einen zermürbenden Rechtsstreit.

Am Montag hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erneut einen Antrag auf Fortführung lebenserhaltender Maßnahmen abgelehnt. Auch das britische Höchstgericht wies eine Beschwerde der Eltern gegen den Behandlungsstopp zurück.

„Kleines Wunder“

Als die Ärzte am Montag das Beatmungsgerät abgeschaltet hatten, geschah jedoch ein „kleines Wunder“: Alfie atmete neun Stunden ohne fremde Hilfe. Später wurde die Zufuhr von Sauerstoff und Wasser wieder gestartet.

Alfies Eltern setzen daraufhin ihre ganze Hoffnung in eine Behandlung in der vatikanischen Kinderklinik Bambino Gesu in Rom. Ihr Antrag auf Verlegung ihres Sohnes wurde aber am Dienstag von einem Gericht in Manchester abgewiesen.

„Dies ist das letzte Kapitel im Fall dieses außergewöhnlichen kleinen Jungen“, zitieren die BBC und der Guardian den Richter. Das Gericht stellte in Aussicht, das Kind „für seine letzten Tage oder Stunden“ nach Hause zu holen. 

Bemühungen in Italien und im Vatikan

Vergebens waren daher alle Bemühungen der italienischen Behörden und vom Vatikan. Auch EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hatte noch eine Chance für Alfie gefordert: „Man muss das Leben dieses kleinen europäischen Bürgers schützen.“

Die Regierung in Rom hatte dem Kind die italienische Staatsbürgerschaft gewährt, um die Behandlungen in Italien zu ermöglichen. Ein Team des päpstlichen Kinderkrankenhauses Bambino Gesu wäre bereit gewesen, nach Liverpool zu fliegen, um den schwer kranken Buben abzuholen, Verteidigungsministerin Roberta Pinotti hätte ein Flugzeug bereitgestellt.

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Von dem Fall zeigte sich auch Papst Franziskus berührt. Er bat die Gläubigen, für Alfie zu beten. Das katholische Kirchenoberhaupt appellierte ebenfalls an die Verantwortlichen, mehr Zeit für die medizinischen Behandlungen einzuräumen. Vergangene Woche wurde Alfies Vater, Thomas Evans, bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz empfangen. „Es ist unsere Pflicht, alles zu tun, um das Leben zu bewahren“, sagte Franziskus.

Nach der Begegnung mit dem Papst ließ Thomas Evans über Facebook wissen: „Alfie, wir werden alles für dich tun. Du stirbst nicht, daher werden wir nicht zulassen, dass man Dir das Leben nimmt. Heiliger Vater, retten Sie unseren Sohn!“