Fall Epstein: Wärter schliefen und fälschten Bericht
Die beiden Wärter, die den Milliardär Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle in seiner Todesnacht beaufsichtigen sollten, haben laut einem Bericht der "New York Times" von Dienstag (Ortszeit) während der Arbeit geschlafen. Statt wie vorgesehen alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu sehen, seien die beiden Beamten eingeschlafen und hätten dessen Zustand für rund drei Stunden nicht kontrolliert.
Das berichtete die US-Zeitung unter Berufung auf Ermittlungs- und Gefängnisbeamte. Epstein nahm sich mutmaßlich in dieser Zeit der Unachtsamkeit das Leben. Er wurde von Mitarbeitern der Haftanstalt am vergangenen Samstagmorgen gefunden und später in einem Krankenhaus für tot erklärt. Die Wärter stünden außerdem unter Verdacht, ihren Arbeitsbericht gefälscht zu haben, um ihr fatales Versäumnis zu verschleiern, heißt es in der "New York Times". Demnach sollen beide Wärter, ein Mann und eine Frau, in der Zeit im Gefängnis Überstunden wegen Personalknappheit gemacht haben.
Beide beurlaubt
Beide sind nach Angaben des US-Justizministeriums mittlerweile beurlaubt, auch der Direktor der Haftanstalt wurde auf Veranlassung von Minister William Barr versetzt. Barr hatte "schwere Unregelmäßigkeiten" in der Haftanstalt beklagt und eine gründliche Untersuchung des Falles versprochen.
Zu den Ungereimtheiten im Umgang mit dem Inhaftierten gehört, dass für den schwerreichen Ex-Investmentbanker nur kurz eine besondere Beobachtung angeordnet wurde - obwohl er offenbar schon im Juli nach der Ablehnung seines Antrags auf Kautionsfreilassung einen Suizidversuch unternommen hatte und Wiederholungsgefahr bestand.
Der in elitären Kreisen bestens vernetzte Epstein saß in einer Haftanstalt in Manhattan ein, wo er bis zum Beginn seines Prozesses bleiben sollte. Den Prozessauftakt hatte das Gericht vorläufig auf Anfang Juni 2020 festgelegt. Der Geschäftsmann wurde beschuldigt, Dutzende Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Laut Anklageschrift baute Epstein zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring auf.
Gut vernetzt
Epstein zeigte sich gerne öffentlich mit Stars und hatte unter anderem - zumindest zeitweise - Kontakte zum heutigen Präsidenten Donald Trump, Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Großbritannien. US-Medien spekulieren, dass ein Prozess weitere Prominente schwer belastet hätte.
Trump spielte unterdessen eine Twitter-Nachricht mit einer Verschwörungstheorie herunter, die er weiterverbreitet hatte. Am Samstag hatte er den Beitrag eines Kommentators geteilt, die Bill Clinton in die Nähe von Epsteins Tod rückt. Am Dienstag sagte Trump dazu vor Journalisten, es habe sich um den Tweet eines "hoch angesehenen konservativen Experten" gehandelt - "das war nicht von mir, das war von ihm", fügte er hinzu. Auf die Frage, ob er wirklich glaube, dass die Clintons in den Tod von Epstein involviert seien, sagte Trump: "Ich habe keine Ahnung."
Die US-Bundespolizei FBI untersuchte unterdessen Medienberichten zufolge Epsteins Anwesen auf den Amerikanischen Jungferninseln. Der "Miami Herald" berichtete, es sei die erste Durchsuchung auf dessen Privatinsel Little St. James gewesen.