Neue Flutkatastrophe in Spanien: "Jeder Tropfen Wasser bedeutet Angst"
von Franziska Trautmann
Strömender Regen und reißende Fluten – erneut steht Spanien unter Wasser, wieder die verwüsteten Regionen um Valencia und Málaga. Videos und Bilder, die im Netz kursieren, zeigen Menschen, die sich durch die Wassermengen kämpfen, um sich in Sicherheit zu bringen; Autos stehen bis zum Dach unter Wasser.
Für die spanische Bevölkerung nicht die erste, sondern bereits die zweite Ausnahmesituation.
Wenige Wochen nach den verheerenden Überschwemmungen Ende Oktober mit 223 Toten traf erneut ein Unwetter auf Spanien und brachte eine tägliche Regenmenge mit sich, die sonst innerhalb eines Monats fällt.
Nachdem der Sturm in den vergangenen Tagen in Málaga, Tarragona und Valencia wütete, steuert er jetzt Richtung Südwesten, laut Meteorologen in abgeschwächter Form.
4.200 Personen evakuiert
Am Mittwochabend verhängte der spanische Wetterdienst Aemet erneut die höchste Unwetter-Alarmstufe für die Region Valencia. Es drohten 180 Liter Regen pro Quadratmeter binnen zwölf Stunden – eine Menge, die normalerweise innerhalb eines Monats fällt.
4.200 Personen aus sechs Gemeinden wurden evakuiert. Carlos Mazón, der Regierungschef der Region Valencia, bat die Bevölkerung, nur in "Fällen von höherer Gewalt" ihre Häuser zu verlassen, und sprach von "außergewöhnliche" Maßnahmen, die dazu dienten, "die Sicherheit der Menschen sicherzustellen".
Auch die Schulen wurden geschlossen. Mehrere Bus- und Bahn-Verbindungen, teils seit den Unwettern im Oktober noch nicht wieder in Betrieb, blieben gesperrt; darunter auch wichtige Verbindungen wie zwischen Madrid und Málaga.
Das Unwetter wirkte sich auch auf das Programm der Weltspitze im Frauentennis aus: die Organisatoren des Jean King Cups verschoben die Auftaktpartie zwischen Spanien und Polen auf Freitag.
Schock sitzt tief
Dieser Ausnahmezustand hielt bis Donnerstagmittag an, nachdem sich die Situation in den Krisengebieten beruhigte. Der Wetterdienst Aemet meldete, dass "das Schlimmste dieses zweiten Tiefdruckgebiets vorüber" sei und stufte die Unwetterwarnung in Valencia von der höchsten Stufe Rot auf Orange herunter.
Unzählige freiwillige Helfer sind dabei, mit den Aufräumarbeiten zu beginnen. Für viele bleibt die Situation trotzdem angespannt. "Für uns wird es ein schlechter Tag. Viele Menschen sind zu Hause geblieben und arbeiten von dort aus, und heute ist keine Schule, was immer viele Fahrten bedeutet. Das erinnert mich an die Pandemie, auch wenn es nicht so schlimm ist", sagte der Taxifahrer José Fernández gegenüber der spanischen Tageszeitung El País.
In den Regionen sind die Aufräumarbeiten noch lange nicht abgeschlossen. Zwar meldete Valencia angesichts der jetzigen Flutkatastrophe keine Toten oder Vermissten, der Schock in der Bevölkerung sitzt trotzdem tief. "Jeder Tropfen Wasser bedeutet Angst", sagte eine Frau dem staatlichen Sender RTVE.