Chronik/Welt

Siebter Coronavirus-Fall in Bayern bestätigt

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Deutschland ist auf sieben gestiegen. Erstmals hat sich auch ein Kind hierzulande mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt. Vater ist ein infizierter Mann aus dem Landkreis Traunstein. Wie das bayerische Gesundheitsministerium am Freitagabend in München mitteilte, wurde zudem bei einem Mann aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck die Lungenkrankheit bestätigt. Er arbeitet wie die ersten fünf Infizierten in Deutschland beim Autozulieferer Webasto. Dort hatte seit Mittwoch eine Testaktion für Mitarbeiter stattgefunden. Von 128 am Abend (Stand 19.30 Uhr) vorliegenden Ergebnissen waren 127 negativ.

Mit dem Traunsteiner Fall ist zum ersten Mal in Deutschland ein Familienmitglied eines Infizierten erkrankt. Vater und Kind befinden sich nach Angaben der Behörden in einem Krankenhaus in Trostberg. Die Ärzte gehen davon aus, dass die ganze Familie infiziert ist - sie wurde auf eigenen Wunsch zusammen untergebracht. Die anderen Mitglieder müssten aber noch nachgetestet werden. Der Mann habe drei Kinder im Alter zwischen einem halben Jahr und fünf Jahren. Details wurden mit Verweis auf den Schutz der Familie nicht bekanntgegeben.
Über die ersten sechs Betroffenen hatte das Ministerium mitgeteilt, dass sie sich nach Angaben von Ärzten in einem stabilen gesundheitlichen Zustand befinden. Einzelheiten zu dem Infizierten aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck sollen am Samstag folgen.

Zwei weitere Verdachtsfälle in Salzburg

Am Freitagnachmittag vermeldeten die Salzburger Landeskliniken zwei weitere Corona-Verdachtsfälle. Es handelt sich ein Paar im Alter von 30 und 31 Jahren. Sie ist Chinesin, er Österreicher. Die beiden waren in Shanghai auf Heimaturlaub, sagte Kliniken-Sprecher Wolfgang Fürweger zur APA. Beide sind mit leichten Atembeschwerden bei der internen Notaufnahme erschienen.

Aus Sicherheitsgründen wurde das Paar ebenfalls auf die Isolierstation gebracht, nachdem es Beamte der Gesundheitsbehörde befragt hatte, mit wem sie in Kontakt waren. Die Proben wurden ebenfalls in die Virologie nach Wien geschickt. "Mit einem Ergebnis aller Proben aus Salzburg rechnen wir nicht vor morgen Mittag, möglicherweise auch erst am Sonntag", sagte Fürweger. Weiterhin gab es kein Ergebnis zu zwei weiteren Verdachtsfällen in Salzburg.

US-Bürger die in Hubei waren müssen alle in Quarantäne

Die USA haben wegen des Coronavirus einen öffentlichen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Ausländern, die sich in den vergangenen zwei Wochen in China aufgehalten haben, werde die Einreise verboten, erklärte US-Gesundheitsminister Alex Azar am Freitag. Ausnahmen gebe es für enge Familienmitglieder von US-Bürgern und Ausländer mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung. Die Anweisung gilt ab Sonntag.

US-Bürger, die sich in der chinesischen Provinz Hubei aufhielten, sollen zudem zwei Wochen lang unter Quarantäne gestellt werden. Reisende aus anderen Teilen Festland-Chinas werden Azar zufolge gebeten, sich freiwillig in Quarantäne zu begeben. Azar betonte, es handle sich dabei um "vorbeugende Maßnahmen", das Risiko in den USA sei gering. Alle Flüge aus China werden an sieben US-Flughäfen umgeleitet und dürfen nur noch am New Yorker JFK-Flughafen, in Chicago, San Francisco, Seattle, Atlanta, Honolulu und Los Angeles landen.

Zuvor hatten bereits mehrere Staaten Abschottungsmaßnahmen gegen China bekanntgegeben. Singapur und die Mongolei gaben bekannt, keine Chinesen oder Reisende aus China mehr ins Land zu lassen. Auch Österreich erhöhte seine Sicherheitsstufe und gab eine partielle Reisewarnung für die Krisenregion in China aus.

Österreicher sollen am Sonntag zurückkehren 

Seinerseits kündigte Peking an, alle ins Ausland gereisten Bewohner der besonders betroffenen Provinz zurückzuholen. Die deutsche Bundesregierung schickte am Freitag eine Bundeswehrmaschine nach Wuhan, um deutsche Staatsbürger auszufliegen. Sieben Österreicher, die sich in der Krisenprovinz Hubei aufhalten, sollen via Frankreich am Sonntag nach Österreich zurückkehren.

Den Behörden in Peking zufolge infizierten sich bis Freitag fast 10.000 Menschen auf dem chinesischen Festland mit dem neuartigen Erreger 2019-nCoV, hinzu kommen mehr als hundert Fälle in mehr als 20 weiteren Ländern, darunter erstmals auch in Großbritannien und Russland. Nach der Bestätigung von zwei ersten Infektionsfällen rief Italien den nationalen Notstand aus. Die Maßnahme erlaubt die rasche Bereitstellung von Geldern und besondere Schutzmaßnahmen gegen eine Weiterverbreitung des Virus. In Indonesien wurden mehr als 40.000 Arbeiter eines unter chinesischer Kontrolle stehenden Industriekomplexes vorsorglich unter Quarantäne gestellt.

In Österreich gibt es bisher keinen bestätigten Fall: Für einen siebenten Verdachtsfall in Wien gab es ebenso eine Entwarnung wie für einen Verdachtsfall in Kärnten. Offen waren noch zwei weitere Corona-Verdachtsfälle in Salzburg. Das Paar wurde aus Sicherheitsgründen auf die Isolierstation der Salzburger Landesklinik gebracht.

WHO rief weltweiten Gesundheitsnotstand aus 

Mehr als 100.000 Menschen stehen in China wegen möglicher Symptome der Lungenkrankheit unter ärztlicher Beobachtung. Laut einer Studie der Universität Hongkong dürften die Zahlen allerdings bedeutend höher liegen. Allein in Wuhan könnten sich bis 25. Jänner rund 75.800 Personen mit dem neuen Coronavirus infiziert haben. Die Epidemie könnte sich bereits in mehreren chinesischen Großstädten ausgebreitet haben. "Große Städte in Übersee mit engen Verbindungen zu China könnten Outbreak-Epizentren werden", stellte Joseph Wu von der Universität Hongkong fest. Gefährlich sei das, weil es häufig zur Übertragung durch Personen noch ohne Symptome kommt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief am Donnerstagabend den internationalen Gesundheitsnotstand aus, was eine stärkere länderübergreifende Koordination ermöglichen soll. Zur Begründung wies sie auf die Ausbreitung des Erregers außerhalb der Volksrepublik hin: "Größte Sorge" sei, dass sich das Virus auf Länder mit weniger gut ausgestatteten Gesundheitssystemen ausbreite. Die Entscheidung sei kein "Misstrauensvotum" gegen China, betonte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die Einschränkungen von Reisen und Handel seien nicht nötig.