Sieben Mafia-Patinnen in Rom verhaftet
Vergoldete Pferde-Statuen, Whirlpools mit vergoldeten Armaturen, kitschige Prunkmöbel: Am Tag nach der Verhaftung von Mitgliedern des römischen Mafia-Clans Casamonica veröffentlichte die italienische Polizei Fotos der beschlagnahmten Besitztümer.
Für 23 Clan-Mitglieder, darunter sieben Frauen, klickten am frühen Montagmorgen die Handschellen. 150 Polizisten, Carabinieri und Spezialeinheiten waren bei der Groß-Razzia im Einsatz. Die sieben Mafia-Patinnen hatten nach der Verhaftung ihrer Ehemänner vor neun Monaten die Führung des gefürchteten Clans übernommen. Ihnen wird unter anderem Drogenhandel, Zins-Wucher und Erpressungen vorgeworfen.
Das Reich der Casamonica galt lange Zeit als Symbol für die Unantastbarkeit der römischen Unterwelt, die sich über alle Gesetze hinwegsetzte. Seit Jahrzehnten war der Clan mit seinen geschätzten 1000 Mitgliedern vor allem an der südöstlichen Peripherie Roms bis in die Region Latium aktiv. Den Mitgliedern der Unterwelt werden Betrügereien, Menschen- und Rauschgifthandel zur Last gelegt.
Acht, ohne Baugenehmigung errichtete Villen des Casamonica-Clans wurden im November abgerissen. Lega-Innenminister Matteo Salvini war natürlich dabei.
Mitglieder der Sinti-Familie aus den Abruzzen kamen als Gebrauchtwarenhändler in den 1970er-Jahren in die italienische Hauptstadt. Als gnadenlose Schuldeneintreiber waren die Casamonica-Leute Kleinkriminelle, die schnell in den Drogenhandel einstiegen. Einige Mitglieder machten sich als professionelle Boxkämpfer einen Namen.
Pompöses Begräbnis
Vor drei Jahren sorgte das pompöse Begräbnis des „Paten von Rom“, Vittorio Casamonica, für Ärger. Der Sarg wurde in einer prunkvollen Kutsche von sechs Pferden gezogen, während aus einem Hubschrauber Rosenblätter abgeworfen wurden. Die Trauermesse fand in der Don Bosco Kirche statt. In derselben Kirche wurde dem Vorkämpfer für Sterbehilfe, Piergiorgio Welby, elf Jahre zuvor ein kirchliches Begräbnis verweigert.
Der Niedergang der Casamonica und der Startschuss für die Verhaftungswellen hätten laut Mafia-Expertin Federica Angeli nach der Begräbnisshow im Sommer 2015 begonnen. „Die Bevölkerung war entsetzt, wie es möglich war, dass ein krimineller Clan so öffentlich auftreten darf, und machte der Polizei, dem damaligen Bürgermeister und der öffentlichen Verwaltung Vorwürfe“, erklärt die Römerin. Daraufhin seien die Ermittlungen verschärft worden. Politik und Polizei, sagt die seit 2013 unter Polizeischutz stehende Aufdecker-Journalistin Angeli, konnten nicht mehr länger wegsehen.
In ganz Italien wird das organisierte Verbrechen unter Druck gesetzt: 2018 wurden 1.662 Personen mit Verbindungen zur sizilianischen Cosa Nostra festgenommen, darunter 53 Bosse. Super-Boss Matteo Messina Denaro befindet sich allerdings weiterhin auf der Flucht. In der 'Ndrangheta-Hochburg Kalabrien konnten dreimal so viele Mafiosi festgenommen werden wie sonst, gab Innenminister Salvini bekannt. Insgesamt wurden 22.660 Besitztümer der Mafia beschlagnahmt, darunter 1.069 Unternehmen. Die meisten Razzien gegen die Mafia wurden in Sizilien durchgeführt, gefolgt von Kampanien, Kalabrien, der Lombardei und Latium.