Nach Dacheinsturz in Serbien: Bautenminister Vesic tritt zurück
Nach dem Einsturz eines Bahnhofsvordaches im serbischen Novi Sad hat Bau- und Infrastrukturminister Goran Vesic am Montagabend bei einer Pressekonferenz seinen Rücktritt angekündigt. Er werde Premier Milos Vucevic darüber Dienstagfrüh informieren, sagte der Minister. Bei dem Unglück am vergangenen Freitag waren 14 Personen ums Leben gekommen, drei weitere befanden sich mit lebensgefährlichen Verletzungen weiter im Spital.
Die Verantwortung für den Einsturz des Daches wollte Vesic auch weiter nicht übernehmen. Er sei sicher, dass die laufenden Ermittlungen zeigen würden, dass weder er noch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Unfall verantwortlich seien, sagte Vesic bei dem Medientermin. In den vergangenen Tagen hatten sich die Rücktrittsforderungen gemehrt. Erst am Sonntag protestierte eine NGO vor dem Bauministerium in Belgrad und forderte Vesic dazu auf, das Handtuch zu werfen.
Rot gefärbte Hände aus Protest
Bei einem Protest einer NGO im Stadtzentrum Belgrads und vor dem Bauministerium wurde der Bauminister Goran Vesic zuvor zum sofortigen Rücktritt aufgefordert. Demonstranten zeigten vor dem Gebäude positionierten Polizisten ihre rot gefärbten Hände. Sie deuteten damit an, dass sie den Minister für den Hauptverantwortlichen für das Unglück halten. Ein Protestierender wurde vorübergehend festgenommen.
Das Bahnhofsgebäude in Novi Sad wurde seit 2020 zweimal renoviert. Die jüngsten Arbeiten wurden Anfang Juli abgeschlossen. Staats- und Regierungsfunktionäre behaupten, dass das Vordach nicht Bestandteil der Renovierung gewesen sei. Die Arbeiten waren von zwei chinesischen Firmen vorgenommen worden.
Weitere Protestaktion in Belgrad
Unterdessen läuft in Belgrad seit Freitagabend eine weitere Protestaktion, die von verschiedenen Gruppen, auch Oppositionspolitikern, angeführt wird. Sie zielt darauf ab, den geplanten Abbau einer der Save-Brücken zu verhindern. Dieser sollte eigentlich am 1. November beginnen. Die 1942 von deutschen Besetzungstruppen gebaute Brücke, die täglich von rund 20.000 Menschen passiert wird, soll einer moderneren Ausführung Platz machen.
Die neue Brücke dürfte nicht vor 2027 fertiggestellt sein. Aktivisten wiesen darauf hin, dass sich durch den Abriss die chaotischen Verkehrsverhältnisse in der serbischen Hauptstadt zuspitzen würden.