Nach Papst-OP: "Vielleicht kommt er zum Fenster der Gemelli-Klinik"
Von Nina Oezelt
Papst Franziskus ist nach Angaben seiner Ärzte weiter auf dem Weg der Genesung. Wie der Vatikan unter Berufung auf die behandelnden Mediziner berichtete, sind seine Blut- und Atemwerte stabil. Der Verlauf nach der Operation unter Vollnarkose sei normal. Der Papst habe am Donnerstag bereits flüssige Nahrung zu sich genommen.
Das 86 Jahre alte Kirchenoberhaupt hatte sich am Mittwochnachmittag einer dreistündigen Operation unterzogen. Ursache war ein Narbenbruch im Darmbereich. Der Eingriff verlief nach Angaben des operierenden Arztes Sergio Alfieri ohne Komplikationen. Bis zum 18. Juni sind alle Audienzen abgesagt.
Die Gemelli-Klinik ist das akademische Lehrkrankenhaus der Katholischen Universität "Sacro Cuore" in Rom. Das Klinikum nahm seinen Dienst 1964 auf, es gilt als eines der besten Krankenhäuser Roms. Seinen Namen verdankt es dem Mediziner und Psychologen Pater Agostino Gemelli (1878-1959).
Nach dem plötzlichen Tod von Johannes Paul I. (1978) wurde im zehnten Stock der Klinik ein eigenes Appartement für Päpste reserviert. Bis dahin wurden sie im Falle einer Erkrankung im Vatikan oder am Sommersitz Castel Gandolfo medizinisch behandelt. Der "Papst-Trakt" der Klinik besteht aus einem Krankenzimmer, einer Kapelle und Räumen für die engsten Mitarbeiter und Betreuer des Kirchenoberhauptes. Die Abteilung ist nur über einen streng bewachten eigenen Aufzug zu erreichen.
Johannes Paul II. wurde am 13. Mai 1981, nach dem Attentat auf dem Petersplatz, ins Gemelli gebracht. Danach suchte er die Klinik noch mehrere Male wegen unterschiedlicher Erkrankungen und Operationen auf, bevor er am 2. April 2005 im Vatikan starb.
Papst Franziskus ist im Gemelli-Klinikum nach einer Darm-Operation. Für ihn ist es bereits die zweite OP am Verdauungstrakt innerhalb von zwei Jahren. Anfang Juli 2021 hielt sich das katholische Kirchenoberhaupt deswegen zehn Tage in Gemelli auf. Ende März des laufenden Jahres wurde er dort außerdem wegen einer Lungenentzündung behandelt.
Radio-Vatikan Mitarbeiter Stefan von Kempis verrät im Gespräch mit dem KURIER: "Ich kann mir vorstellen, dass er am Sonntag zum Angelusgebet am Fenster seines Zimmers in der Gemelli-Klinik auftaucht. Wann er das Krankenhaus verlassen kann, wird davon abhängen, welche Fortschritte seine Genesung macht."
Für ihn stehe fest, dass der Papst das Programm seiner nächsten Reisen etwa nach Lissabon oder in die Mongolei im August etwas reduzieren werde.