Chronik/Welt

Feuersbrunst in chilenischem Urlauber-Paradies

Noble Villen und mächtige Hochhäuser, viele mit Luxus-Appartements – so präsentiert sich die fein herausgeputzte Küstenstadt Viña del Mar normalerweise. Denn schon seit je her war sie im südamerikanischen Sommer (von Dezember bis Februar) Ort der Erholung vieler Chilenen – und auch bei ausländischen Touristen steht die 300.000-Einwohner-Stadt am Pazifik   hoch im Kurs. Doch derzeit ist sie einer der Hotspots der im ganzen Land wütenden Brandserie.

Noch sind „nur“ die Hügel hinter Viña del Mar betroffen. Dort vernichtete die Feuerwalze ganze Wohnviertel, verbrannte Autos und mit Tüchern bedeckte Leichen säumen die Straßen, von den Häusern blieb nichts übrig. Bei ungünstigem Wind ziehen sich die Rauchschwaden bis an die Strände.

Alle Inhalte anzeigen

Das Ferienparadies liegt nur wenige Kilometer nördlich von Valparaiso, der mit rund einer Million Einwohnern nach Santiago (rund sieben Millionen) zweitgrößten Stadt Chiles, zugleich Sitz des Parlaments. Und auch in dieser Region wurden bereits große Teile ein Raub der Flammen. Damit die Helfer dort ungehindert zu ihren Einsatzorten kommen können, wurde eine Ausgangssperre verhängt.

Insgesamt registrierten die Behörden schon an die 200 Brände in Chile, vor allem im Zentrum und im Süden des lang gestreckten Landes. Laut Angaben aus der Hauptstadt ist die Zahl der Toten bereits am Sonntag auf 112 gestiegen. Sie dürfte sich allerdings weiter dramatisch erhöhen, da noch Hunderte Personen vermisst werden. Bereits jetzt ist eine Fläche von mehr als 43.000  Hektar vernichtet.

Alle Inhalte anzeigen

„Das ist die schlimmste Tragödie, die unser Land seit dem Erdbeben von 2010 (damals starben rund 520 Menschen) erlebt“, sagte Präsident Gabriel Boric, nachdem er  bei einem Helikopterrundflug über Viña del Mar und Valparaiso das ganze Ausmaß der Zerstörung gesehen hatte.

Bereits Ende der Vorwoche hatte der Staatschef mit kroatischen Wurzeln in den betroffenen Gebieten den Ausnahmezustand ausgerufen – damit können alle nötigen Ressourcen schneller und effektiver mobilisiert werden. Zudem wies er seinen Verteidigungsminister an, mehr Militäreinheiten zur Brandbekämpfung abzustellen. Aktuell sind rund 1.400 Feuerwehrleute und 1.300 Soldaten im Einsatz. Für den gestrigen Montag und den heutigen Dienstag hat Boric eine zweitägige Staatstrauer angeordnet.

Alle Inhalte anzeigen

Er schloss nicht aus, dass einige Brände absichtlich gelegt worden sein könnten. Das werde nun untersucht, sagte der Präsident, „obwohl es schwer vorstellbar ist, wer solch’ eine Tragödie und so viel Schmerz verursacht“. Aber zumindest in einem Fall nahe Valparaiso gebe es „ernst zu nehmende Informationen“, dass das Feuer gelegt wurde. 

In Chile kommt es alljährlich zu Bränden im Sommer. Doch die heurigen fallen besonders heftig aus. Mit ein Grund dafür, so Experten, sei das Wetterphänomen El Niño (spanisch für „das Kind“). Dieses habe 2024 im Westen des südamerikanischen Kontinents zu ungewöhnlich hohen Temperaturen, Dürren und eben einer gestiegenen Brandgefahr geführt.

Aktuell leiden etwa die Einwohner Santiagos unter Tagestemperaturen von 32 bis 35 Grad. Und ein Ende der Hitzewelle ist nicht in Sicht.