Chronik/Welt

Marokkos neue First Lady ist erst elf Jahre alt

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Mohammed VI. (55) hat seine Hauptfrau, Prinzessin Lalla Salma, „die Mutter des Kronprinzen“, so ihr offizieller Ehrentitel, mehr oder weniger offiziell in die Verbannung geschickt. Ihre elfjährige Tochter Lalla Khadija wurde jetzt als neue First Lady präsentiert.

Das ist eine elegante Trennung auf marokkanisch, denn eine Scheidung erlaubt das Protokoll nicht.

Im April 2017 wurde das Paar beim gemeinsamen Urlaub auf Kuba zuletzt gesehen. Danach verschwand die 40-jährige Berberin Lalla Salma nach 16 Jahren Ehe von der Bildfläche. Als sich der König im Februar 2018 in Frankreich einer Herzoperation unterzog, wurde die Mutter des 15-jährigen Kronprinzen Moulay Hassan gut gelaunt in Marrakesch gesichtet. Damit tauchten die ersten Gerüchte über eine schwere Ehekrise auf.

Und dann wurde es öffentlich: Der Blog „Le Crapouillot Marocain“ beschimpfte Lalla Salma als „aggressiv, cholerisch und überheblich“. Sie rede verächtlich über andere, schüre Zank in der Königsfamilie, habe ein maßloses Ego und sei absolut fixiert auf ihre äußere Erscheinung. Ihr glamouröses Image sei ihr offenbar wichtiger, als am Bett ihres kranken Ehemanns zu wachen.

Kein marokkanisches Medium würde es wagen, solche Breitseiten auf die Königsgattin abzufeuern ohne Billigung des fülligen Regenten, der im Volksmund „M6“ heißt. Und damit war allen klar, dass Lalla Salma in die Verbannung geschickt worden war. Im Juli interviewte sie eine italienische Journalistin in Positano, Bilder einer Strandvilla mit Hubschrauberlandeplatz auf einer griechischen Insel gingen um die Welt.

Der „König der Armen“

M6, der sich „König der Armen“ nennt, lebt die meiste Zeit in seinem Schloss nahe Paris. Dabei ist er einer der reichsten Monarchen überhaupt. Sein Privatvermögen wird auf 2,5 Milliarden Euro geschätzt, er ist Mehrheitsaktionär der ONA Group, einem Mischkonzern von Bergbau bis Finanzdienstleistungen. Nach Recherchen des französischen Magazins Le Point machten seine Anteile 2011 acht Prozent des marokkanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Mohammed VI. ist nach Einschätzung der US-Botschaft Marokkos führender Geschäftsmann und Banker. Als größter Landeigner und Lebensmittelproduzent muss er keine Steuern zahlen.

Deshalb ist anzunehmen, dass die geschasste Mutter des Kronprinzen auf keinerlei Annehmlichkeiten wird verzichten müssen. Schon die Hochzeit mit der Berberin aus Fes 2002 galt als Sensation. Im Gegensatz zu ihrer Schwiegermutter, die noch im Harem lebte und nie fotografiert werden durfte, reiste die Informatikerin auch alleine durch die Welt. Sie hielt Reden vor der UNO über Frauenrechte und erklärte der Presse, dass sie gerne spät aufsteht, selbst Auto fährt und im Palast oft barfuß herumläuft.

M6 wurde mittlerweile bereits mit einer blonden jungen Frau gesehen.