Chronik/Welt

EU-Wahl: Warum die Stimmenauszählung in Irland so lange dauert

In Irland hat die Europawahl bereits am Freitag stattgefunden - ein Ergebnis lag bis zum frühen Montagnachmittag aber immer noch nicht vor.

Dabei hat die Stimmenauszählung bereits Samstagfrüh begonnen - und dauert doch deutlich länger als in anderen Ländern. Weshalb ist das so?

Zum einen müssen die wegen der zeitgleich abgehaltenen umfangreichen Kommunalwahlen enorm langen Stimmzettel getrennt und überprüft werden. Im Wahlkreis Midlands North-West war das Blatt mit - wie die "Irish Times" schreibt - "rekordverdächtigen 27 Kandidaten" mehr als 70 Zentimeter lang. Zum anderen gilt das Verhältniswahlsystem. Es ist trotz einer schwierigen Auszählungsmethode für die Wahlberechtigten einfach und in Irland durchaus beliebt.

Das Verhältniswahlsystem 

Das bedeutet, dass Wählerinnen und Wähler in der Reihenfolge ihrer Präferenz mit"1", "2" oder "3" abstimmen, mit einer einzigen übertragbaren Stimme. Man kann also nach dem Ankreuzen der ersten Wahl aufhören oder so vielen Kandidaten auf dem Wahlzettel eine sogenannte Vorzugsstimme geben, wie man möchte. Wenn mehr als eine Vorzugsstimme abgegeben wird, weiß der Wahlleiter, dass diese Stimme auf den Kandidaten der zweiten Wahl übertragen werden soll, falls der bevorzugte Kandidat ausscheidet oder mit einem Überhang an Stimmen gewählt wird.

beliebtes Wahlsystem 

Das System wird bei der Parlamentswahl genutzt, aber auch bei Kommunalwahlen, Europawahlen und Präsidentschaftswahlen. Eine Reihe anderer Länder, darunter Malta, verwendet das gleiche System, auch in Nordirland wird so bei Kommunal- und Parlamentswahlen abgestimmt. In zwei Referenden wurde in der Vergangenheit versucht, das System durch das in Großbritannien übliche Mehrheitswahlrecht zu ersetzen - ohne Erfolg.

Irland stellt 14 Mitglieder des Europäischen Parlaments.