„Erichs Lampenladen“ kehrt zurück
Bühne für die Mächtigen, Bespaßung für das Volk – dort, in der historischen Mitte Berlins, wo bis 1950 das Stadtschloss stand, baute sich die DDR-Führung 1973 ihr eigenes – ein Prestigeprojekt, so widersprüchlich wie sein Name: Der Palast der Republik, ein blockartiger Bau aus Marmor und mit 10.000 Kugelleuchten im Foyer, wo man weder Kosten noch Materialien und Technik scheute und herankarrte. Als „Haus des Volkes“ kündigte Erich Honecker, Generalsekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), das Gebäude am Spreeufer an. Restaurants, Milchbar, Disco, Bowlingbahn und Auftritte von Musikern wie Udo Lindenberg und Carlos Santana wehten etwas internationalen Flair in den Arbeiter- und Bauernstaat.
Das gefiel längst nicht allen Ostberlinern. Sie spotteten über „Erichs Lampenladen“, da der Palast Tag und Nacht beleuchtet war. Liedermacher Wolf Biermann besang ihn als „Palazzo di Protzo“. Zwischen 500 und 800 Millionen Ostmark soll der teuerste Bau der DDR gekostet haben, wo die SED-Spitze tagte und an Jubeltagen Walzer tanzte. Zum letzten Mal feierte sie dort am 7. Oktober 1989 den 40. Jahrestag der DDR. Während drinnen die Parteigrößen mit Staatsgästen wie Michail Gorbatschow und Jassir Arafat dinierten, skandierten draußen Tausende Menschen für die Freiheit.
Auch ein Ort der Einheit
Fast 30 Jahre ist das her. Nun soll der Palast im Jubiläumsjahr wieder aufgebaut werden – zumindest symbolisch als Projektion am wieder aufgebauten Stadtschloss und im Haus der Berliner Festspiele. Intendant Thomas Oberender will sich dort von 8. bis 10. März mit dem ambivalenten Bauwerk auseinandersetzen: als Ort der Unterhaltung, der Macht und des Protests der Bürgerbewegung in den Wende- und Nachwendejahren.
Denn letztlich wurde ausgerechnet das Machtsymbol der SED zum zentralen Ort der Wiedervereinigung. Das erste frei gewählte Parlament der DDR stimmte dort am 23. August 1990 für die Annahme des Einigungsvertrags ab. Gleichzeitig beschloss es die Schließung des Palastes der Republik, der zunächst vom gesundheitsschädlichen Asbest gereinigt werden musste. Bis zu 5000 Tonnen hatte man darin als Brandschutzmittel verbaut.
Danach entspann sich eine Debatte um die weitere Nutzung oder den Abriss des entkernten Gebäudes. Es ging auch um Erinnerungen an das erste Schoko-Eis in der Milchbar und Ablehnung eines Prunkbaus des autoritären SED-Regimes. 2006 rollten schließlich die Bagger an. Der Palast ist mittlerweile verschwunden, die Baumaschinen und Kräne sind aber geblieben. Auf dem historischen Boden soll mit dem „Humboldt-Forum“ wieder ein Schloss für alle entstehen.