Die Welt der kaiserlichen Frauen in Japan
Von Susanne Bobek
Mehr als sechs Jahre wehrte sich die aus einer Samurai-Familie stammende Diplomatin Masako Owada gegen die Heirat mit dem Kronprinzen Naruhito 1993. Morgen wird die 55-Jährige Kaiserin von Japan. Und ihre Schwiegermutter, die ebenfalls bürgerlich und als Katholikin aufgewachsene Michiko (84) darf sich endlich zurückziehen.
Für moderne, westlich erzogene Frauen wie Michiko, Masako und ihre Schwägerin Kiko muss das Leben am kaiserlichen Hof in Tokio wie Käfighaltung sein. Tradition bestimmt ihr Leben.
Michiko musste sich von ihrer Schwiegermutter, der damaligen Kaiserin Nagako, jahrelang sagen lassen, dass sie die falsche Frau für ihren Sohn, Akihito sei. Sie hatte englische Literatur studiert und sie hatte es gewagt, dass sich der künftige Tenno beim Tennisspielen in sie verlieben konnte und nicht in irgendeine entfernte Cousine.
Hof der Depressionen
Michiko litt in den 1960er-Jahren unter schweren Depressionen, so wie später ihre Schwiegertochter Masako, die jahrelang nicht schwanger werden konnte und erst 2001 Tochter Aiko bekam. 2006 brachte ihre Schwägerin Kiko, heute 52, den lang ersehnten männlichen Thronerben, den heute zwölfjährigen Hisahito, auf die Welt.
Er kommt jetzt in der Rangordnung nach seinem Onkel Naruhito und seinem Vater Akishino. Die Professorentochter Kiko hat übrigens die Volksschule in Wien besucht. Ihre 27-jährige Tochter Mako hat schwersten Liebeskummer. Ihre Verlobung wurde 2017 verkündet, doch im Februar 2018 wurde die Hochzeit auf unbestimmte Zeit verschoben. Denn die Mutter des Bräutigams hat 34.000 Euro Schulden, die sie für das Studium ihres Sohnes von einem Ex-Freund borgen musste, der das Geld zurück verlangt.
Schulden gehen gar nicht. Solange diese nicht bezahlt sind, ist Makos Hochzeit auf Eis gelegt. Ihr Freund Kei Komuro wurde zum Studium ins Exil nach New York verbannt. So gründlich arbeitet das Hofamt. Prinzessin Kiko sagt, dass ihre Tochter Mako seit zwölf Monaten immer wieder krank geworden sei.
Mit der Abdankung von Kaiser Akihito (85) endet heute „Heisei“, die Zeit, in der Frieden geschaffen wurde. Mit der Thronübergabe an Naruhito beginnt am 1. Mai in Japan das neue, von der Regierung ausgerufenen Zeitalter „Reiwa“, was soviel wie schöne Harmonie heißt. Diese Tradition, jedem Kaiser eine eigene Zeit zu widmen, haben sich die Japaner von den Chinesen abgeschaut. Was manche während der großen Feiern irritiert, ist, dass die meisten Firmen Urlaub machen – und zwar zehn Tage am Stück. Für viele ist das eine Ewigkeit.