Die indische Safrankrise soll mit Bakterien bekämpft werden
Von Susanne Bobek
In einigen Regionen der Erde, besonders im Kaschmir, kämpfen Bauern seit Jahren mit Ernteausfällen. Schuld daran ist ein Pilz, der die Blumenzwiebel des „Crocus sativus“ faulen lässt. Deutsche und indische Botaniker hoffen, dass sie die Safranzwiebeln eines Tages vor dem Einpflanzen mit einem Bakterienpulver bestreuen und sie so vor dem Pilz schützen können.
Forschung braucht Zeit
Doch der Safran verlangt Bauern und Forschern enorme Geduld ab, denn die Pflanze ist steril. Normalerweise könne man für die Erforschung einer Pflanze einfach die jeweiligen Samen der Pflanze hernehmen. Nach der Anzucht folgten dann die Experimente, sagt Stefan Clemens, ein Forscher vom Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie der Universität Bayreuth der Deutschen Presse Agentur. „Crocus sativus“ vermehrt sich nur über Ableger, deshalb dauere die Anzucht neuer Safranzwiebeln, aus denen sich die Krokusse entwickeln, sehr lange, führt Clemens aus. „Erst nach einigen Jahren sind Experimente möglich.“
Hoher Aufwand
Und darum bleibt das teuerste Gewürz der Welt in jeder Hinsicht eine Besonderheit. Um ein Kilo Safranfäden zu ernten, benötigt man immerhin 300.000 Blüten. Ein Gramm kostet um die acht Euro. Safran schmeckt leicht bitter-aromatisch und eignet sich auch für Süßspeisen.
Safran wächst in Nordindien, im Iran, Afghanistan, im Mittelmeerraum, aber auch in der Wachau und im Burgenland. Doch die Botaniker fürchten, dass Klimawandel und die daraus resultierende Veränderung der Bodenverhältnisse ihnen immer neue Aufgaben stellen werden.
Die deutsche Biologin Barbara Reinhold leitet die Abteilung für Mikroorganismen und Pflanzen-Interaktionen an der Universität Bremen. Gemeinsam mit Kollegen von der indischen Universität Jammu konnte bereits einer der Pilze identifiziert werden, der die Fäule der Safranzwiebel bewirkt.
Reinhold beschäftigt sich normalerweise mit Bakterien, die positive Effekte auf das Wachstum von Reispflanzen haben. Mithilfe von Bioinformatik, Mutationen und Gensequenzierung, also der „Entschlüsselung“ von Genen, versuchen sie und ihre Kollegen, die Ursachen dieser Effekte zu verstehen. Und so testen sie nun auch, welche Bakterien, die Safranpflanze am besten schützen. Allerdings lässt sich das nicht nur im Labor ermitteln. Doch erste Feldversuche sehen gut aus.
Gegen Nervenkrankheit
Auch in anderer Hinsicht bleibt es spannend, die Safranpflanze zu erforschen: Sie könnte in der Zukunft vielleicht in der Medizin bei Nervenkrankheiten hilfreich sein.
„Es gibt Hinweise aus Tiermodellen, dass die Stoffe aus dem Safran eine günstige Wirkung haben könnten“, sagt Stefan Clemens in Bayreuth. Wie genau diese Wirkung aussieht und ob sich das Ganze überhaupt auf den Menschen übertragen lässt, sei jedoch noch nicht weiter erforscht. „Es ist sehr interessant, das weiter zu verfolgen.“