Peking hat Corona-Massentests ausgeweitet
Peking hat die Corona-Massentests auf fast alle 21 Millionen Einwohner der chinesischen Hauptstadt ausgeweitet. Elf weitere Bezirke begannen am Dienstag mit den Tests. Damit gilt die Testanordnung nun für die zwölf Bezirke, in denen die meisten Menschen wohnen. Peking meldete am Dienstag zwar nur 33 neue Infektionsfälle, aber die Angst vor einem vollständigen Lockdown wie in der Wirtschaftsmetropole Shanghai wächst.
Die Anordnung der Tests im Pekinger Innenstadtbezirk Chaoyang hatte am Sonntag Panikkäufe in den Supermärkten ausgelöst. Am Montag standen die Menschen vor Geschäften und Testzentren Schlange. Einige Wohnanlagen in Chaoyang wurden inzwischen mit Metallzäunen abgeriegelt - ähnlich wie in Shanghai, wo Chinas bis dato weitgehend erfolgreiche Null-Covid-Strategie mit ihren Massentests und strikten Lockdowns massiv an ihre Grenzen stößt.
Ein Bewohner von Chaoyang sagte, er sei wegen der Zäune in seiner Nachbarschaft inzwischen "ein bisschen besorgt". Die Bewohner seiner Wohnanlage wurden am Montagabend angewiesen, mindestens 14 Tage zu Hause zu bleiben, nachdem ein Nachbar positiv auf das Coronavirus getestet worden war. "Ich mache mir Sorgen, dass wir uns bald keine Medikamente oder andere Dinge mehr liefern lassen können", sagte der Mann.
Angst vor Lockdown
Einen Ausbruch wie in Shanghai, wo trotz des wochenlangen Lockdowns zuletzt immer noch 16.000 Fälle pro Tag gemeldet wurden, wollen die Behörden in Peking unbedingt verhindern. Von einem Lockdown ist in den Verlautbarungen der Stadtverwaltung bisher zwar nicht die Rede. Neben den Massentests wurden zuletzt aber auch große Menschenansammlungen wie Hochzeitsfeiern untersagt, Theater geschlossen und einige Bauprojekte auf Eis gelegt.
"Ich kriege psychische Probleme, wenn das so weitergeht", schrieb eine Frau, die am 1. Mai heiraten wollte und ihre Hochzeit nun kurzfristig verschieben musste, im Internet.
"Die Situation in Shanghai hat die Vorstellungskraft von uns allen übertroffen", sagte eine Frau in einem Pekinger Supermarkt. Sie glaube zwar nicht, dass die Lage in Peking so schlimm werde wie in Shanghai, habe aber vorsichtshalber Reis, Nudeln, Getreide und Öl eingekauft. "Wir haben uns für mindestens ein bis zwei Wochen eingedeckt", sagte die 35-Jährige.
Die Maßnahmen in Peking seien im Vergleich zu den andernorts ergriffenen Maßnahmen bisher noch milde, erklärte der Chefökonom des Vermögensverwalters Pinpoint, Zhiwei Zhang. Er sei "überrascht, dass die Regierung in Peking nicht so hart und schnell restriktive Maßnahmen ergriffen hat wie in anderen Städten, in denen es in den vergangenen Wochen zu ähnlichen Ausbrüchen kam".
Sorge um Auswirkungen auf Lieferketten
Im Rest der Welt wächst unterdessen die Besorgnis darüber, wie sich die Corona-Lage in China auf die Lieferketten auswirken könnte. Die Stadt Baotou in der Inneren Mongolei - ein wichtiger Lieferant seltener Erden - hatte am Montag angeordnet, dass nach der Entdeckung von zwei Virusfällen alle Einwohner zu Hause bleiben müssen. Jeder Haushalt darf nur ein Mitglied einmal am Tag zum Einkaufen schicken.