Bergführer warnt vor Katastrophe am Mont Blanc
Von Konrad Kramar
Einer der erfahrensten italienischen Bergführer hat vor den gravierenden Veränderungen am Mont Blanc durch den Klimawandel gewarnt. Er erkenne den Berg nicht wieder, sagte der 76-jährige Pietro Giglio in einem Interview der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ (Freitag). „Bis vor kurzem war der Weg zum Gipfel auf italienischer Seite nicht viel anders als zu meiner Jugendzeit. Jetzt ist der Anstieg sehr steil, überall tauchen Felsen auf, die das Eis freigelegt hat. Weiter unten öffnen sich immer größere Risse schon zu Beginn der Saison“, sagte Giglio, der den höchsten Berg der Alpen zum ersten Mal 1960 bestiegen hatte.
Giglios Kommentar steigert die Besorgnis um dramatische Veränderungen am höchsten Berg Europa weiter.
Auf der italienischen Seite des Berges drohen wegen steigender Temperaturen Teile des Planpincieux-Gletschers abzustürzen. Die Gemeinde Courmayeur (Aostatal) hat daher zwei Straßen gesperrt.
Nach italienischen Medienberichten bewegt sich der Gletscher bis zu fast einen Meter pro Tag talwärts. Rund 250 000 Kubikmeter Eis könnten abbrechen. Der 4810 Meter hohe Mont Blanc (Monte Bianco) erhebt sich auf der Grenze zwischen Frankreich und Italien.
„Die Nachricht von einem Gletscher auf italienischer Seite des Mont Blancs (...), der einzubrechen droht, ist ein Alarm, der uns nicht unbekümmert lassen darf, er sollte uns alle aufrütteln“, sagte Premierminister Giuseppe Conte bei der UN-Vollversammlung in New York am Dienstag.
Italienische Medien berichtete am Mittwoch von Einbrüchen begleitet von einem Donnern. An dem Gletscher soll nun ein Radar zur Überwachung angebracht werden. Dabei soll mit Fotos die Bewegung der Eismassen beobachtet werden. Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete, könnten rund 250 000 Kubikmeter Eis abbrechen.
Der Gletscher bewege sich pro Tag rund 35 Zentimeter, sagte der Experte Fabrizio Troilo von der Bergorganisation Fondazione Montagna Sicura der Zeitung „La Stampa“. „Die Dynamik der letzten Tage hat den Alarm über ein bevorstehendes Risiko ausgelöst. Die Hoffnung ist, dass kältere Temperaturen das Abrutschen verlangsamen.“
Der Grund dafür, dass Eismassen in den Alpen in Gefahr sind, seien „ohne irgendeinen Zweifel“ die steigenden Temperaturen, sagte der Gletscherforscher Renato Colucci vom Istituto di Scienze Marine del Consiglio Nazionale delle Ricerche der Nachrichtenagentur Adnkronos.