Auschwitz: Gute Laune-Selfies aus der Todeshölle
Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war die Todesfabrik der Nationalsozialisten. 1,3 Millionen Menschen wurden bis 1945 in das KZ nach Polen deportiert. Für 1,1 Millionen Menschen, überwiegend Juden, kommt das einem schnellen Todesurteil gleich. Ohne Registrierung wurden die meisten direkt nach ihrer Ankunft vergast. Andere wurden erschlagen, erschossen, zu Tode gefoltert oder mussten bis zum Tode schuften.
Mehr als eine Million Menschen besuchen das Lager jedes Jahr. Es sollte Ort der Besinnung sein, der geschichtlichen Aufarbeitung, Mahnstätte für nachfolgende Generationen. Doch Europas größter Friedhof ist für viele Besucher zu einer Art makaberen Touristenattraktion geworden. Touristen grinsen posierend vor Krematoriumsöfen in ihre Smartphones, hüpfen vor der Todeswand, an der die Erschießungen stattfinden, auf und ab und lassen sich fotografieren, wie sie mit ausgestreckten Armen auf Schienen balancieren. Jenen Gleisen, die direkt zur Selektionsrampe führten.
Die Gedenkstätte hat Besucher nun zu einem respektvollen Verhalten aufgefordert und an sie appelliert, nicht auf den Gleisen zu balancieren und Fotos davon zu machen. "Denken Sie daran, dass Sie sich an dem Ort befinden, an dem mehr als eine Million Menschen getötet wurden", teilte die Gedenkstätte per Twitter mit und rief dazu auf, der Holocaust-Opfer respektvoll zu gedenken.
"Es gibt bessere Orte, um das Laufen auf einem Schwebebalken zu lernen als den Ort, der die Deportation von Hunderttausenden Menschen in den Tod symbolisiert", hieß es in dem Post.
Das Fotografieren auf dem Gelände wird nicht verboten. "Wir bitten Besucher jedoch, sich auch beim Fotografieren respektvoll zu verhalten."
Todesdrohungen für Auschwitz-Selfie
2014 besuchte eine junge US-Amerikanerin das Konzentrationslager, ihr Twitter-Name: Princess Breanna. In Erinnerung an ihren kurz zuvor verstorbenen Vater, der sich zu Lebzeiten intensiv mit Auschwitz beschäftigt hatte, schießt sie ein Selfie. Inmitten der Häftlingsbaracken lächelt sie in die Kamera und postet das Foto. Einen Monat blieb das Foto unkommentiert, dann kam der Shitstorm und mit ihm Todesdrohungen gegen das Mädchen. Unter Tränen beteuert es, einen Fehler gemacht zu haben, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt habe und sie das Foto in Gedenken an ihren Vater gemacht habe. Gemeinsam hätten die beiden nach ihrem Schulabschluss verreisen sollen. Ihr Vater jedoch starb davor.