Chronik/Welt

Armbrust-Bluttat in Passau: Vier Frauen und ihr Gebieter

Die Eltern des jüngsten Opfers im Armbrust-Drama von Passau und Wittingen haben ihre Tochter schon vor Jahren an Torsten W. (53) verloren. Carina U., die mit 19 Jahren starb, war dem Besitzer eines schlecht gehenden Mittelalter-Geschäfts mit Sado-Maso-Puppen offenbar schon seit Jahren hörig. Sie hatte ihn bei einem Selbstverteidigungskurs in einem Kampfsportverein kennengelernt, kapselte sich daraufhin von ihren Eltern ab, zog auf eigenen Wunsch in eine Jugendhilfeeinrichtung, die sie mit 18 Jahren verließ. Torsten W. holte sie ab.

Auch die anderen drei toten Frauen, darunter eine Volksschullehrerin, unterwarfen sich ihrem Gebieter. Drei von ihnen lebten in der Wohnung in Wittingen, wo am Montag zwei Frauenleichen gefunden wurden.

Die Lehrerin Gertrud C.

(35) war zuletzt wegen Burn-out krankgeschrieben. Sie lebte in einer eingetragenen Partnerschaft mit Farina C. (30), einer gelernten Bäckereifachverkäuferin. In der Zwei-Zimmer-Wohnung im niedersächsischen Wittingen war auch Carina U. gemeldet.

Nur Kerstin E. (33) war bei Thorsten W. gemeldet und seine offizielle Lebensgefährtin. Alexander Krüger, der ihm vorübergehend einen Pferdehof in Wietze in Niedersachsen verpachtet hatte, beschreibt in der Bild, wie unterwürfig sich die vier Frauen gegenüber diesem Mann verhalten haben.

Befehlston

Torsten W. habe die Frauen barsch herumkommandiert. „In kurzen Imperativsätzen: ,Hast du auch sauber gemacht? Aber zackig!‘ Die Körpersprache der Frauen war devot, Kopf nach unten. Er hat Befehle gegeben“, sagt Vermieter Alexander Krüger.

Seine Burgfräuleins hatten einen Hang zu düsterer Kleidung, Piercings und möglicherweise auch zu bizarren Sexspielen. Die Ermittler gehen davon aus, dass alle vier Frauen freiwillig aus dem Leben schieden. In der Passauer Pension durch tödliche Pfeile aus einer Armbrust und in Wittingen vermutlich durch Gift. Die Obduktion von Carina U. und der Lehrerin Gertrud C. ist noch nicht abgeschlossen. Es gebe keine Hinweise auf Gewalteinwirkung, die Räume waren von innen verschlossen.

Die Frage nach dem Warum blieb am Mittwoch unbeantwortet. Warum sich der Mann und seine beiden Begleiterinnen ausgerechnet Passau und speziell diese abgelegene Pension „Zur Triftsperre“ zum Sterben ausgesucht haben, ist unklar. „Das liegt völlig im Dunkeln“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zuvor hielt sich das Trio in Österreich auf, wo es eine der drei Armbrüste kaufte. Das belege eine sichergestellt Rechnung.

Die 30-jährige Farina C. tötete in der Pension Torsten W. und Kerstin E. mit gezielten Herzschüssen. Dann schoß sie noch ein paar Pfeile auf die Hand in Hand im Bett liegenden Leichen ab, bevor sie sich selbst mit einem gezielten Halsschuss tötete.

Eine Nachbarin der Opfer glaubt, dass die Frauen mit ihrem Leben nicht zurechtkamen und sich deshalb dem Pseudo-Ritter auslieferten.