Anti-Missbrauch-Aktivisten stürzten Priester-Statue in Polen
Zum Start des Anti-Missbrauchs-Gipfels im Vatikan haben Aktivisten in Danzig das Denkmal des Priesters Henryk Jankowski umgestürzt. Mit der Protestaktion sollten Missbrauch durch Priester und eine Vertuschung durch die katholische Kirche angeprangert werden, zitierte am Donnerstag das Nachrichtenportal Oko.press aus einem Schreiben der Aktivisten.
Sie wurden laut Polizei vorläufig festgenommen und müssen wegen des Vorwurfs von Denkmalschändung mit Geld- oder Freiheitsstrafen rechnen.
Die drei Männer hatten in der Nacht auf Donnerstag die Statue des 2010 gestorbenen Jankowski mit einem Seil vom Sockel angehoben und auf ausgelegten Reifen zu Fall gebracht. Medienberichten zufolge legten sie anschließend ein Ministrantengewand und Kinderunterwäsche auf die Statue, die bei der Aktion nicht zerstört wurde. "Ziel ist es, den falschen und abscheulichen Mythos von Henryk Jankowski zu zerstören, nicht das Denkmal-Material", schrieben die Aktivisten.
Jankowski war Pfarrer der Gewerkschaft "Solidarnosc", der ersten unabhängigen Arbeitervertretung im damaligen Ostblock. Nach dem demokratischen Umbruch 1989 fiel er durch umstrittene Predigten auf, die auch judenfeindliche Äußerungen enthielten. 2004 wurde er von seinem Amt als Prälat der Brigittenkirche in Danzig (Gdansk) suspendiert. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs gegen den Priester, das Verfahren wurde jedoch eingestellt. 2018 erschien in der Zeitung "Gazeta Wyborcza" eine Reportage, in der von weiteren Verdachtsfällen des Missbrauchs die Rede war.
In Polen, dessen Einwohner zu mehr als 90 Prozent Katholiken sind, wird immer wieder über Missbrauchsvorwürfe gegen Priester berichtet. Eine umfassende Aufarbeitung durch die Kirche gab es nicht.