Albanien-Beben: 10.000 sind Obdachlos
Die Auswirkungen des Erdbebens in Albanien sind nach Angaben des Roten Kreuzes deutlich höher als bisher angenommen. „Mindestens 10.000 Menschen sind obdachlos und 6.500 Häuser zerstört oder soweit beschädigt worden, dass sie unbewohnbar sind“, sagte der Wiener Jürgen Högl am Donnerstag, der den Einsatz der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in Albanien leitet.
Bei dem Beben vor einer Woche starben jüngsten Angaben der Behörden zufolge 51 Menschen. Rund 2.000 Personen wurden verletzt. Seit dem Erdbeben der Stärke 6,4 am Dienstag vor einer Woche, das vor allem im Gebiet der Küstenstadt Durres und der Hauptstadt Tirana Schäden anrichtete, wurden laut dem albanischen Verteidigungsministerium mehr als 1.300 Nachbeben registriert. Bei diesen Erdstößen lag die Stärke häufig über 3,5.
Viele Menschen wagen es daher nicht, in ihre beschädigten Häuser zurückzukehren.
Das Rote Kreuz werde weiterhin Essen und Hygienepakete verteilen, Zelte, Feldbetten und Matratzen für Notunterkünfte zur Verfügung stellen und psychosoziale Unterstützung leisten. „Viele Menschen sind immer noch verzweifelt und damit beschäftigt, die Katastrophe zu verarbeiten“, schilderte Högl. „Zugleich sind sie sehr dankbar für jede Hilfe. Wir werden ständig irgendwo eingeladen.“
Zur Überbrückung des Einkommensverlustes und bis zur Wiederherstellung der Lebensgrundlagen ist für 600 Familien eine Bargeldunterstützung von rund 90 Euro pro Person und Monat geplant. „Das ist eine besonders effiziente Art der Unterstützung, die direkt hilft, die lokale Wirtschaft fördert und sich in der Praxis sehr bewährt hat“, sagt Högl. Über das Katastrophenhilfezentrum des Roten Kreuzes in Inzersdorf werden im Auftrag des Innenministeriums demnächst fünf Generatoren, 500 Hygiene-Pakete für Familien, 1.000 Decken und 500 Feldbetten nach Albanien geliefert, kündigte die Hilfsorganisation an.
Die EU hat indes 15 Millionen Euro Soforthilfe zugesagt. Die EU-Kommission werde für Albanien zudem eine Spendenkonferenz veranstalten und unter anderem 200 Helfer für den Wiederaufbau schicken, sagte die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen. Die 15 Millionen Euro sollen aus dem Nachbarschaftsfonds der Staatengemeinschaft kommen.