190 Männer missbraucht: 30 Jahre Haft für 36-Jährigen
Die Richterin hält den schmächtigen Mann für ein "Monster": Ein Serienvergewaltiger aus Großbritannien mit wahrscheinlich mehr als 190 männlichen Opfern muss für mindestens 30 Jahre ins Gefängnis. Nach Angaben der Polizei ist kein Verbrecher im Land bekannt, der häufiger sexuellen Missbrauch beging.
Viele der Opfer dürften nach Einschätzung der Polizei aber nichts von den Verbrechen mitbekommen haben, da der Student aus Indonesien sie in seiner Wohnung zuvor betäubte. Ein Gericht in Manchester verurteilte den 36-Jährigen am Montag wegen sexuellen Missbrauchs von 48 Männern. Er filmte seine bewusstlosen Opfer dabei, wie er sich an ihnen verging. Die Polizei geht aber davon aus, dass er etwa 195 Männer missbrauchte. Viele von ihnen konnten bisher allerdings nicht identifiziert werden. Möglicherweise fehle den Opfern jegliche Erinnerung, hieß es nach dem Urteil.
Der Täter beging die Verbrechen nach Polizeiangaben in einem Zeitraum von mehr als zehn Jahren. Öffentliche Videoaufnahmen belegten, dass der Verurteilte in den frühen Morgenstunden oft in der Umgebung von Nachtclubs von Manchester war, um sich seine Opfer zu suchen: Sie waren in der Regel betrunken und allein. Das Durchschnittsalter der meist heterosexuellen Männer betrug 21 Jahre.
Harmloses Äußeres
Der Täter versprach demnach seinen Opfern, dass sie in seiner Wohnung ein Getränk oder einen Schlafplatz bekämen und ihr Handy aufladen dürften. Dort betäubte er dann die Männer. Dass der Vergewaltiger so viele Opfer fand, liegt nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft auch an seinem harmlosen Aussehen: Der 36-Jährige wirkt sehr jung und ist schmächtig. Dass er seine Wohnung in der Innenstadt von Manchester hatte, halten die Ermittler für ein Kalkül, um viele Opfer zu finden.
"Sie sind ein böser Serien-Sexualstraftäter, der junge Männer ausnutzte, die in die Stadt kamen und nichts weiter wollten, als einen schönen Abend mit ihren Freunden zu haben", sagte Richterin Suzanne Goddard. "Eines ihrer Opfer hat sie als Monster bezeichnet." Angesichts der Verbrechen sei das eine zutreffende Beschreibung.
Der Täter hatte hingegen behauptet, die Männer hätten sich freiwillig bei Sexspielen filmen lassen, bei denen sie sich tot stellten. Die Staatsanwaltschaft bezeichnete das als absurd, zumal einige der Opfer hörbar auf den Aufnahmen schnarchten.
Die Ermittler vermuten, dass der Sexualstraftäter den jungen Männern alkoholische Getränke gab, die mit einer Substanz wie GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure; sogenannte K.o.-Tropfen) versetzt waren. Sie kann euphorisch machen, aber wirkt in höheren Dosierungen wie ein Narkosemittel. Der Täter flog erst auf, als eines seiner Opfer frühzeitig erwachte.