Vor dem ersten Glühwein gibt’s noch Eis
17 Grad. Im Ennstal. Am 10. November um 8 Uhr Früh. "Das hat es noch nie gegeben", versichern die Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und lesen nach: Der bisherige Rekord lag bei 13 Grad und ist 18 Jahre alt.
Die Frühlingsstimmung lässt fast vergessen, dass eigentlich bald Weihnachten ist. Zumindest auf den Plätzen und Märkten: Bereits in eineinhalb Wochen wird der "Advent der kurzen Wege" in Graz eröffnet, die meisten der 14 Christkindlmärkte der Landeshauptstadt starten am 20. November. Macht das Hoch "Ulrike" so weiter, dürfte Maronieis der Kompromiss zwischen kalendarischem Herbst und tatsächlichem Wetter werden.
Während die Maronibrater nämlich ob der Hitze und des mageren Geschäfts stöhnen, freuen sich die Betreiber von Eisgeschäften: Die meisten haben noch offen, die Kunden greifen bei Frühlingstemperaturen gerne zu. "Warum nicht?", schmunzelt Sigrid P., die mit Eisstanitzel durch die Innenstadt schlendert. "Eis essen hängt ja nicht vom Kalender ab."
Schattenseiten
Vielmehr wohl von der Sonne, die in diesem November nachgewiesen kräftiger war als bisher. So gab es laut Ubimet in den ersten acht Tagen des Monats etwa im oberösterreichischen Reichenau bereit 51 Sonnenstunden. Normalerweise sind es 47 Stunden über den gesamten Monat verteilt. Somit hat Reichenau bereits jetzt 113 Prozent des Monatssolls erfüllt. Für die Jahreszeit übliche Werte kommen dagegen von den Alpentälern, die schattiger liegen. Das Salzburger Saalbach etwa hat derzeit 36 Prozent der üblichen Sonnenstunden auf dem Wetterkonto.
In Salzburg gingen am Dienstag die Aufbauarbeiten für den Christkindlmarkt weiter – bei 20 Grad. Nächsten Donnerstag wird eröffnet. Wolfgang Haider, Obmann der 96 Standler, kommt aus dem Reden kaum heraus, er ist aufgeregt. Seiner Vorfreude können auch die frühlingshaften Temperaturen nur wenig anhaben – auch wenn sie nicht unbedingt zum Geschäftsmodell eines Weihnachtsmarkts passen. "Wenn wir ehrlich sind, hat es in den letzten zehn Jahren am Salzburger Christkindlmarkt drei Mal Schnee gehabt. Diese Temperaturen haben wir jedes Jahr." Momentan sei das schöne Wetter eine große Hilfe beim Aufbau.
Dass den Besuchern die Lust auf Punsch und Glühwein dadurch vergehen könnte, befürchtet er nicht. Ansonsten würden auch Kaltgetränke ausgeschenkt. Standler mit Winterbekleidung seien dagegen klar benachteiligt. Die Geschäftsaussichten trübt ansonsten nur der nach wie vor eingeschränkte Zugverkehr zwischen München und Salzburg. Fernzüge mit zusätzlichen Waggons für Adventmarkt-Besucher wird es daher wohl nicht geben. "Viele Besucher kommen ja aus München und Oberbayern. Wir gehen davon aus, dass es einen leichten Rückgang geben wird", meint Haider.
Ausgedörrte Böden und kein Niederschlag in Sicht: Diese Situation ist üblicherweise während der Sommermonate ein Problem. Doch die ungewöhnliche Novemberwärme führt dazu, dass jetzt in Salzburg Rauchverbot im Wald gilt.
Offenes Feuer zum Abbrennen von Waldabfällen ist natürlich ebenso untersagt. Die Folgen so einer Aktion bekämpfen seit Montag nämlich Feuerwehrleute in Fusch an der Glocknerstraße. Ein Landwirt hatte Reisig abgebrannt, Funkenflug setzte Bäume und Sträucher in Brand. Das Feuer breitete sich mittlerweile auf ein Hektar Fläche aus, allerdings unwegsamem Gelände: Es muss auch von Hubschraubern aus gelöscht werden.