Chronik/Tirol

Seilbahnunglück: "Haben die Gondel am Boden liegen sehen"

Sie waren in den Gondeln vor und hinter jener Kabine unterwegs, die am Dienstagvormittag - ausgelöst durch umgestürzte Bäume - im Skigebiet von Hochoetz vom Tragseil der Acherkogelbahn gerissen und sieben Meter in die Tiefe gestürzt ist. Die Polizei hat vier Zeugen befragt, die diesem Unglück um Haaresbreite entgangen sind.

Da ist zum einen jenes deutsche Ehepaar, das die Unglücksstelle bereits bei der Fahrt auf den Berg passiert hatte, als das Schicksal seinen Lauf nahm. "Sie können zum Unfallhergang gar nichts sagen", berichtet Bezirkspolizeikommandant Hubert Juen im KURIER-Gespräch. Sie bekamen nur die Auswirkungen zu spüren und wurden dabei verletzt.

Lendenwirbelfraktur und Prellungen

"Ihre Gondel hat sehr stark geschwungen. Der Mann hat dabei eine Lendenwirbelfraktur erlitten, seine Frau Prellungen am ganzen Körper", so Juen nach der Befragung des 62-Jährigen und seiner 58-jährigen Frau in deren Unterkunft. Beiden sitze immer noch der Schock in den Knochen.

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Klarheit darüber, was genau passiert ist, hatte sich die Polizei von zwei weiteren Zeugen erhofft. Die beiden Einheimischen waren - mit zwei weiteren Personen - in der Gondel hinter der abgestürzten Kabine unterwegs und hatten sich bei der Polizei gemeldet. "Was genau passiert ist, haben sie aber auch nicht gesehen. Aber sie haben die Gondel am Talboden liegen sehen und sofort einen Notruf abgesetzt."

Dadurch wurde die Rettungskette in Gang gesetzt, so Juen. Wie berichtet, hatte offenbar auch jene 19-jährige Dänin, die gemeinsam mit ihrem Vater (49), ihrem Onkel (46) und ihrem Bruder (20) in der Unglücksgondel saß, nach dem Absturz verzweifelt versucht, mit ihrem Handy Hilfe zu rufen.

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Die 19-Jährige konnte bislang von der Exekutive noch nicht zum Hergang des Ungklücks befragt werden. Sie wird im Krankenhaus Innsbruck behandelt. Dort liegt auch ihr Vater, der von den vier Opfern am schwersten verletzt wurde und sich weiterhin in kritischem Zustand befindet, wie ein Sprecher der Tirol Kliniken am Donnerstag erklärte.

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Dem Mann, der laut Erzählungen seiner Ex-Frau gegenüber dänischen Medien ins künstlichen Koma versetzt wurde, stehen offenbar noch mehrere Operationen bevor. Die Ermittlungen der Polizei gehen indes weiter. So wird nun etwa laut Juen Betriebspersonal der Bergbahnen Oetz einvernommen.

Unglückselige Verkettung

Mittlerweile seien die Begutachtungen der Sachverständigen abgeschlossen. Unter anderem untersuchten Forstinspektion und Geologen die Unfallstelle, die laut Juen mehrere „Komponenten“ als mögliche Ursachen identifiziert hätten. Neben der Schneelast des Baumes könnte auch durch vorherige Eisbildung und anschließendes Auftauen das Erdreich aufgelockert gewesen sein. „Es kann aber vermutlich nie endgültig geklärt werden“, meinte er. Windig war es am Unglückstag jedenfalls nicht.

Nun wird laut Michaela Burger, Geschäftsführerin der Bergbahnen Hochoetz, die gesamte Trasse mit einem Geologen überprüft. Seil und Liftstützen seien bereits unter die Lupe genommen worden.