Züge stehen still: Flüchtlinge zu Fuß über West-Grenze
Germany? Is this Germany?", schreit ein Mann aufgeregt und überquert im Laufschritt die Saalbrücke in Salzburg-Liefering. Hier, an der österreichisch-deutschen Grenze, löst sich für die Flüchtlinge schlagartig die Anspannung der vergangenen Tage. Viele hatten am Salzburger Hauptbahnhof vergeblich auf Züge gewartet und brachen schließlich zu Fuß auf – darunter Rakan und seine Brüder aus Syrien.
Die rund sieben Kilometer seien ein Klacks gegen die Strecken, die sie in Serbien und Ungarn zurückgelegt haben, sagt er. Die Männer strahlen über das ganze Gesicht, als sie den Beamten der deutschen Bundespolizei ihre Pässe zeigen. Die Polizei notiert Namen und Nationalitäten, dann wird den Flüchtlingen eine Nummer auf das Handgelenk geschrieben. "So teilen wir sie in Gruppen ein und bringen sie anschließend in die Städte Freilassing und Rosenheim", erklärt ein Beamter.
Zu diesem Zeitpunkt war die Bahnhofshalle in Salzburg brechend voll mit Flüchtlingen. Zu den 1000, die die Nacht hier verbracht hatten, kamen Hunderte mit Bussen, Taxis sowie mit Hilfe von privaten Initiativen dazu.
Impressionen vom Salzburger Bahnhof:
Die Reihen lichteten sich gegen 13 Uhr schlagartig, weil sich immer mehr Kleingruppen zu Fuß auf den Weg machten. "Es kann nicht im Sinne der Deutschen sein, dass diese Menschen zu Fuß herbeiströmen", kritisiert der Sprecher des Salzburger Magistrats, Johannes Greifeneder : "Wir hoffen, dass bald wieder Züge fahren, damit der Abfluss geordnet erfolgen kann."
15 Verhaftungen
Die Kontrollen sorgen für Stau an der Saalbrücke. Bundespolizisten winken jeden Lkw und Kleintransporter an den rechten Fahrbahnrand, lassen Reisepapiere vorzeigen und die Ladefläche öffnen. "Jedes Fahrzeug, das geeignet ist, Personen zu transportieren, wird genau begutachtet", erklärt ein Polizist. Der Fokus liege auf mutmaßlichen Schleppern. Bei Pkws reicht offenbar ein Blick durch die Scheibe beim Vorbeifahren im Schritttempo.
Kurios: Auch Radfahrer werden kontrolliert. Beim KURIER-Lokalaugenschein muss eine junge Frau – sie hat etwas dunklere Haut – ihren Pass vorzeigen.
Der KURIER berichtete auch am Dienstag aus Salzburg - mehr dazu in Salzburg und Freilassing werden neues Nadelöhr für Flüchtlinge