Chronik/Österreich

"Wrack wird auf Herz und Nieren geprüft"

Unzählige Wrackteile lagen nach dem tödlichen Hubschrauber-Absturz von Hannes Arch am vorvergangenen Freitag zerstreut in der Felslandschaft. Mitten im Nationalpark Hohe Tauern. Nach Abschluss der Rettungsarbeiten rückten die Mitarbeiter von Peter Urbanek an. Er leitet die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (vormals Flugunfallkommission), die dem Verkehrsministerium untergeordnet ist.

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Gemeinsam mit Sachverständigen der Staatsanwaltschaft wurden Beweise gesichert. Danach trennten sich die Wege der Behörden. "Wir haben zwei unterschiedliche Ziele. Die Staatsanwaltschaft will Schuld- und Haftungsfragen klären. Wir sind an der Unfallursache interessiert, um Lehren daraus zu ziehen", schildert Urbanek. Luftfahrt-Unternehmen und Industrie seien in hohem Maße an einer Untersuchung interessiert. Zehn bis 15 Luftfahrt-Unfälle würden im Jahr bei der Behörde landen, sagt der Leiter. "Die Erkenntnisse können helfen, die Technik oder die Ausbildung der Piloten zu verbessern", meint Urbanek.

Seit Montag lagern die Überreste von Archs Hubschrauber in einer Halle in Wien. Der Robinson R66 ist komplett entstellt – für Laien kaum vorstellbar, dass aus den Trümmerteilen noch Rückschlüsse auf die Unfallursache gewonnen werden sollen. "Da der Hubschrauber einen relativ großen Zerstörungsgrad aufweist, müssen wir zunächst versuchen – wenn möglich – Teile wieder zusammenzufügen", sagt Urbanek.

Turbinen auf Prüfstand

"Das Wrack wird wirklich auf Herz und Nieren geprüft, ob da noch Fehler zu finden sind." Zwei Experten sind dafür abgestellt. "Am Mittwoch haben wir damit begonnen, die Turbinen zu untersuchen." Erste Ergebnisse der Tests seien noch ausständig. Als nächstes würden Rotorblätter und Steuerung unter die Lupe kommen.

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Mit einem Abschlussbericht ist frühestens in einigen Monaten zu rechnen. "Wir haben grundsätzlich die Vorgabe, binnen zwölf Monaten die Untersuchungen fertig zu bringen. Das ist international festgelegt." Öffentlicher Druck auf rasche Ergebnisse hätten auf die Untersuchungen keinen Einfluss. "Den müssen wir ausblenden. Für die Unfallsicherung macht es keinen Unterschied, ob der Pilot Hannes Arch heißt oder nicht", meint Urbanek.

Am Freitag wurde bekannt, dass Arch ein Flugverbot im Nationalpark missachtet hatte – auch wenn der Nachtflug laut Polizeiermittlungen bei der Austro Control angemeldet war. Dem Bescheid des Landes Kärnten zufolge waren nach 16 Uhr keine Flüge gestattet. Arch hob erst nach 21 Uhr ab. Kurz darauf prallte er gegen eine Felswand. Die Staatsanwaltschaft hält sich mit Informationen bedeckt. Man warte auf Ergebnisse von technischen und toxikologischen Gutachten, die spätestens in acht Wochen vorliegen sollen.

Trofaiach hat seinen größten Helden verloren“, schreibt Bürgermeister Mario Abl unter dem Facebook-Bild mit Trauerflor: Es zeigt Hannes Archs Handabdrücke in Beton, seit 2008 fixer Bestandteil des Hauptplatzes der obersteirischen Stadt.

Vergangenen Sonntag wurde Arch in aller Stille beerdigt, ohne Medienrummel, in Ruhe, so wünschten und hofften es Eltern, Schwester, Lebensgefährtin und enge Freunde. Doch Hannes Arch war stets präsent in Trofaiach, seiner Heimatstadt. Deshalb entschloss man sich auch zu einer offiziellen Gedenkfeier, damit Bewunderer und Mitbürger ebenfalls die Chance haben, Abschied zu nehmen.

Am Samstagabend war zunächst eine Gedenkfeier in der Stadtpfarrkirche geplant. Pfarrer Johannes Freitag beschrieb Arch jüngst in einem KURIER-Gespräch als „wahnsinnig reflektierten Menschen, der gewusst hat, dass er auch ein Produkt ist“.

Verabschiedung

Bereits kurz nach der Meldung über Archs Absturz legten bestürzte Trofaiacher Blumen neben Archs Denkmal auf dem Hauptplatz ab, zündeten Kerzen an. Rund um diese Stelle war ein „Lichtermeer für einen außergewöhnlichen Menschen“ vorgesehen, wie es seitens der Stadtgemeinde hieß. Es sollte um 20 Uhr beginnen und „Freunden und Fans eine würdevolle Möglichkeit der Verabschiedung bieten“.
In der Kirche war auch ein Kondolenzbuch aufgelegt. Statt Kränze und Blumen mitzubringen wurde gebeten, für Archs „Herzensprojekt SOS Nepal“ zu spenden. Der Pilot hätte übrigens am Dienstag seinen 49. Geburtstag gefeiert.