Wissenschaft protestiert gegen europäische Erdgaspolitik
Von Josef Kleinrath
Trotz starkem Wind (Barbara Laa von der TU Wien: "Gegenwind sind wir bei Klimaprotesten ja schon gewöhnt!") fanden sich auf Einladung von "Scientists4Future" und "Diskurs - Das Wissenschaftsnetz" zahlreiche Protestierende und rund 20 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ein, um direkt gegenüber der OMV-Zentrale in der Wiener Krieau die Position der Wissenschaft zur European Gas Conference zu artikulieren.
Petra Quinton von Health4Future berichtete dabei etwa von den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit der Menschen und betonte die Wichtigkeit von Klimaschutz als Gesundheitsvorsorge.
Professor Helga Kromp-Kolb, seit Jahrzehnten unermüdliche Klimawandel-Kämpferin, appellierte an EU und Regierung, die Ausnahmepolitik für fossile Energien und insbesondere Erdgas als vermeintliche "Brückentechnologie" zu beenden und stattdessen auf erneuerbare Energien zu setzen.
Schon im Vorfeld hatten 151 Wissenschaftler aus verschiedenen Universitäten, Fachhochschulen und diversen Institutionen ihre Stellungnahme zur europäischen Erdgaspolitik und zur Erdgaskonferenz formuliert. Darin heißt es: "Fossiles Erdgas, welches hauptsächlich aus Methan besteht, ist über einen Betrachtungszeitraum von 20 Jahren etwa 85 mal klimaschädlicher als CO2. Die Konzentration von Methan in der Atmosphäre ist in jüngster Vergangenheit so stark angestiegen wie nie zuvor."
Es sei nötig, für die Stabilisierung des Klimas die Emissionen von CO2 auf Null zu stellen: "Ein stabiles Klima ist das Fundament unserer Zivilisation. Ein instabiles Klima bringt sie auf vielfache Weise durch Verteilungskämpfe, Flucht und Krieg ins Wanken."
In der Stellungnahme wird kritisiert, dass "ungeachtet der Lehren, die man aus den Ereignissen des letzten Jahres ziehen müsste, politische und wirtschaftliche Akteure weiter das Festhalten und den Ausbau an Infrastruktur für fossiles Erdgas propagieren". Aus wissenschaftlicher Sicht seien Ängste und Befürchtungen all jener, die diese politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen mit Sorge sehen und ihnen aktiv entgegentreten, völlig gerechtfertigt. Der Protest gegen den weiteren Ausbau von Erdgas-Infrastruktur und für einen Ausstieg aus Erdgas sowie allen fossilen Energieträgern auf dem aller schnellsten Weg zeugt von Vernunft, das Festhalten an Kohle, Öl und Gas hingegen zeugt von ideologischer Verblendung".