Wildtiere von Wolf im Flachgau gerissen
Im Sommer 2014 sorgte in St. Gilgen (Flachgau) ein Wolf für Aufregung – das Tier hatte im August und im September auf einer Alm zwei Schafe gerissen. Nun könnte sich derselbe Wolf unweit entfernt erneut bemerkbar gemacht haben. Vor rund zwei Wochen wurden Spuren in der Nachbargemeinde Hintersee festgestellt. "Exkremente und Abstrichproben an drei gerissenen Rehen und einer Hirschkuh sind eindeutig einem Wolf zuzuordnen", sagt Georg Rauer von der Koordinierungsstelle für den Braunbären, Luchs und Wolf.
Einzelgänger
Er geht davon aus, dass es sich bei dem Tier um einen männlichen Einzelgänger handelt. "Normalerweise verlassen junge Wölfe das Rudel, um ein eigenes zu gründen. Jeder Wolf hat also eine Phase in seinem Leben, in der er alleine unterwegs ist." Rauer vermutet, dass sich das Tier in der Gegend niedergelassen haben könnte und wartet, bis sich eine geeignete Partnerin findet, um ein eigenes Rudel zu gründen.
In der Pinzgauer Gemeinde Kaprun hinterließ zuletzt Anfang Dezember ein Wolf seine Spuren. In einem Jagdrevier glückten im vergangenen Sommer sogar einige Aufnahmen mit Wildkameras. Josef Zandl, der ein angrenzendes Jagdgebiet für den Gutshof Fischhorn betreut, berichtet von schweren Schäden im Vorjahr. Von 127 auf die Alm getriebenen Schafen seien im vergangenen Herbst nur 60 wieder lebend ins Tal gekommen – für die 67 verendeten Schafe soll der Wolf zumindest mitverantwortlich sein. Der Großteil der Tiere sei im steilen Gelände abgestürzt – vermutlich, weil sie vom Raubtier gejagt wurden. Einige Schafe wiesen Bissspuren auf. Auch vier Rinder könnten auf diese Art gestorben sein.
"Es wird spannend, wie es weitergeht", meint Zandl besorgt. "An und für sich ist der Wolf eine Bereicherung der Biodiversität – auch aus der Sicht des Jägers. Aber die Almwirtschaft wird sich dann wahrscheinlich aufhören, wenn sich die ersten Rudel bilden."
Herdenschutz
Wenn Nutztiere Wolfsattacken zum Opfer fallen, kommen stets Fragen auf, wie Herden in weitläufigen, unwegsamen Almgebieten vor den Raubtieren geschützt werden können. Die Nationale Beratungsstelle Herdenschutz bereitet sich seit rund vier Jahren auf die Rückkehr des Wolfs vor. Leiter Georg Höllbacher erzählt von Projekten im Lungau und in Osttirol, in denen er Landwirten Möglichkeiten zeigt, wie sie ihre Herden vor hungrigen Wölfen schützen können. Darunter fallen etwa elektrische Zäune oder Herdenhunde. 85.000 Euro stehen dafür im Jahr von Bund und Ländern zur Verfügung. In der Schweiz werde für den Herdenschutz dagegen rund das 30-Fache ausgegeben – auch wenn dort die Bedrohung bereits viel größer sei, räumt Höllbacher ein. "Das wird nicht nur die Landwirtschaft betreffen – sondern noch die ganze Gesellschaft."
Josef Schöchl:Es gibt ein Wolfsmanagement, das die Koordination zwischen den Bundesländern abwickelt. Wichtig ist, dass Schäden rasch begutachtet werden.
Gibt es Entschädigungen?
Da sind zwei Bereiche zu unterscheiden: Bei Wildtieren gibt es keine Zahlungen, da es rechtlich keinen Besitzer gibt. Der Verlust von landwirtschaftlichen Nutztieren wie Schafen, Rindern, Ziegen oder Pferden wird dagegen entschädigt, weil der Wolf streng geschützt ist.
Wie hoch fallen diese Entschädigungen aus?
Das kommt darauf an, ob es sich um ein erwachsenes Tier oder ein Jungtier handelt. Auch die Rasse wird berücksichtigt. Pro Schaf kann die Entschädigung 100 bis 250 Euro betragen. Andere Nutztierarten wurden bisher nicht von Wölfen gerissen. Dafür bräuchte es dann ein Schätzgutachten.
Wie können Nutztier-Herden in Zukunft geschützt werden?
Es gibt ein österreichweites Herdenschutzprogramm. Das sieht eine Umzäunung der Weiden und eine Behirtung mit Herdenschutzhunden vor. Auch das Land Salzburg ist daran beteiligt.