Wien: Niedrigste Kriminalitätsrate seit den 80er-Jahren
Wien ist heuer in puncto Sicherheit auf absolutem Rekordkurs. Die Kriminalität ist zum Halbjahr 2018 auf dem niedrigsten Wert seit Jahrzehnten. Die Zahlen dazu stammen aus mehr als unverdächtiger Quelle – das Innenministerium von Herbert Kickl (FPÖ) dürfte wohl niemand verdächtigen, die Kriminalität zugunsten des rot-grün regierten Wiens zu verharmlosen.
82.573 Anzeigen wurden bisher von der Bevölkerung und der Polizei erstattet, zu Jahresende darf damit hochgerechnet ein Wert von rund um 165.000 Delikte erwartet werden. Ein derart niedriges Ergebnis gab es seit der Einführung einer ehrlicheren Statistik im Jahr 2002 nicht. Zuvor wurden die Anzeigen anders gerechnet (mehrere wurden dabei zu einer zusammengefasst, mitunter sogar Tausende). Aber selbst diese nicht so ganz soliden Werte aus den 90er-Jahren sind nun erstmals in Reichweite. Viele Beamten meinen, dass damals nicht immer ganz korrekt gerechnet wurde, um die gestiegene Kriminalität nach der Ostöffnung nicht ganz so schlimm aussehen zu lassen. Somit dürfte es heuer die geringste Kriminalität seit den 80er-Jahren geben. Tatsächlich sind Banküberfälle oder Juwelierraube mittlerweile eine Seltenheit. Nur bei den Tötungsdelikten gibt es ein leichtes Plus, das aber statistisch zu wenig aussagekräftig ist.
Kriminalität minus 30 Prozent
„Zurückgegangen sind vor allem die Massendelikte wie Einbrüche in Wohnungen, Autodiebstähle oder Gewaltdelikte“, erklärt Oberst Michael Mimra vom Landeskriminalamt. Somit darf sich Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl freuen: In seiner etwas mehr als zehnjährigen Amtszeit wuchs die Bundeshauptstadt um rund 200.000 Personen, die Kriminalität sank aber gleichzeitig um fast 30 Prozent. „Unsere Strategien zur Bekämpfung der Kriminalitätsphänomene zeigen Wirkung, wir werden diesen Weg konsequent fortsetzen“, sagte Pürstl zur Erfolgsbilanz.
Auch der bis Ende 2017 für die operativen Arbeiten zuständige, ehemalige Vizepräsident Karl Mahrer ist einer der Väter der sinkenden Kriminalität. „Das ist das Ergebnis der positiven Arbeit unserer Polizisten“, gibt der nunmehrige ÖVP-Abgeordnete das Lob aber weiter. „Der ganze Erfolg ist allerdings erst erreicht, wenn nicht nur die objektiven Zahlen stimmen, sondern auch das subjektive Sicherheitsempfinden passt.“ Daran arbeitet derzeit sein Nachfolger Michael Lepuschitz, der die operativen Polizeiagenden nun besonnen weiterführt.
Bei den ausländischen Straftätern werden in Wien nun ausgerechnet die Serben zum Problemfall, deren EU-Beitritt die FPÖ massiv fördert. 3007 serbische Tatverdächtige wurde in Wien bei Straftaten erwischt, laut Landeskriminalamt vor allem bei Massendelikten wie Einbruch oder Diebstahl. Serben geraten damit doppelt so oft unter Verdacht wie Rumänien (1551), die den zweiten Platz der Statistik einnehmen. Dahinter folgen Afghanen, Türken und Slowaken.
Auch in ganz Österreich geht der Abwärtstrend bei der Kriminalität weiter. Nach einem für 2017 registrierten Zehnjahrestief wurde noch einmal ein Minus um zehn Prozent erreicht. Für Innenminister Herbert Kickl gibt es aber noch Hausaufgaben zu lösen – unmittelbar bei ihm ist der Kampf gegen die Cyberkriminalität untergebracht. Doch dort steigen die Zahlen weiterhin an, heuer nocheinmal um knapp sieben Prozent.