Chronik/Österreich

Weniger Kriminalität bei Asylwerbern

40,3 Prozent der Straftäter sind keine österreichischen Staatsbürger. Das geht aus der Halbjahresbilanz des Bundeskriminalamts hervor. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 0,5 Prozent.

Laut dem Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang, gibt es Delikte, bei denen Ausländer besonders stark vertreten sind: "Bei Diebstählen und Einbrüchen sind es fast 80 Prozent." Das betrifft Asylwerber ebenso wie hier lebende Ausländer und in besonderem Ausmaß auch "Kriminaltouristen".

Die größte Tätergruppe nach den Österreichern sind die Rumänen, danach folgen Deutsche, Serben, Türken und Afghanen. Diese Verteilung ist seit Jahren relativ gleichbleibend, nur die Afghanen sind von Platz acht im Jahr 2015 auf Platz fünf im Vorjahr "aufgestiegen".

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Grund dafür ist oft Verzweiflung, denn was sich laut Lang seit 2015 verändert hat, ist die Zahl von tatverdächtigen Asylwerbern. Zwar gab es im ersten Halbjahr mit 10.079 tatverdächtigen Asylwerbern rund 1000 Fälle weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, dennoch sieht Lang Handlungsbedarf.

Häufig würden Asylwerber gleich nach ihrer Ankunft nicht einmal mit dem Gedanken spielen, kriminell zu werden. Ein negativer Asylbescheid sei laut Lang aber oftmals ein Wendepunkt in der Vita vieler Asylwerber: "Junge Männer, gerade aus Nordafrika, haben oft massiven Druck von ihren Familien zuhause. Die Verwandten sammeln das Geld, um ihnen die Reise und Schlepper bezahlen zu können. Dann wird von ihnen erwartet, dass sie in Österreich Geld verdienen und die Daheimgebliebebenen unterstützen. Wenn dann ein negativer Asylbescheid kommt, machen viele den Schritt in die Kriminalität", sagt Lang. Das bestätigen auch Kriminalsoziologen.

Druck auf Asylwerber

Besonders häufig rutschen die jungen Männer in den Drogenhandel oder begehen kleinere Delikte wie Diebstahl. "Es gibt einen massiven Kontrolldruck auf Asylwerber. Auch kleinste Vergehen müssen geahndet werden", sagt Lang. Er verweist damit auf eine Verschärfung des Suchtmittelgesetzes: Seit Juni vergangenen Jahres darf die Polizei Drogendealer schon beim ersten Aufgriff mit einer geringen Menge Drogen festnehmen.

Laut dem Sicherheitsmonitoring 2016, das im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie vom IFES-Institut durchgeführt wurde, ist Zuwanderung für die Österreicher ein zentrales Sicherheitsthema. Das Bild, das die Österreicher von Flüchtlingen haben, ist demnach aber nur "facetten- und bruchstückhaft".

Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Verteilung der Opferzahlen – denn der Anteil von Straftaten bei denen Österreicher Opfer von Asylwerbern wurden, ist vergleichsweise gering.

Von 6000 Opfern von Straftaten, die im vergangenen Jahr durch Asylwerber verübt worden sind, waren 4495 Opfer ebenfalls Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Das entspricht einem Anteil von 73 Prozent. Ein Großteil davon, nämlich 3650 Opfer, waren selbst Asylwerber.

Seit Jahresbeginn wurden in Österreich 251.795 Verbrechen und Vergehen angezeigt; im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 bedeutet das einen Rückgang von 6,5 Prozent. Wohnraumeinbrüche, Kfz-Diebstähle und Gewaltdelikte gingen zurück, bei der Internet-Kriminalität wurde hingegen ein neuer Rekordwert erreicht. Laut der Datenerhebung stieg die Zahl der Delikte im Internet im ersten Halbjahr 2017 um 23 Prozent.

Ein Trend, der sich bereits im zweiten Halbjahr 2016 abzeichnete, hat sich auch in den ersten sechs Monaten 2017 fortgesetzt: Die Einbrüche in Wohnungen und Wohnhäuser sanken weiter auf bisher 6547 angezeigte Fälle. Auch die Dämmerungseinbrüche in den Wintermonaten gingen zurück. Die Zahl der diesbezüglichen Anzeigen sank im Vergleich zum 1. Halbjahr 2016 um 400. Auch der Diebstahl von Fahrzeugen sank von Jänner bis Juni 2017 um 4,9 Prozent auf einen historisch tiefen Wert von 1282 Anzeigen.

Gestiegen ist hingegen die Aufklärungsquote, die derzeit bei 48,2 Prozent liegt. Vor einem Jahr lag die Quote zum Stichtag 1. Juli noch bei 45,5 Prozent, 2008 bei 38,5 Prozent. Positive Nachrichten gibt es auch bezüglich der Gewaltdelikte. Nach einem Anstieg im Jahr 2016 liegt die Zahl der Anzeigen derzeit bei rund 20.600, was einem Rückgang von mehr als 1000 Anzeigen entspricht.

"Nachdem die Polizeiarbeit in den zurückliegenden Wochen medial in den Fokus geraten ist, ist es wichtig, zu einer Versachlichung der Debatte beizutragen. Die Zahlen verdeutlichen, dass die Arbeit der Polizeibeamten Wirkung zeigt", sagte der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Konrad Kogler. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Polizei Entwicklungen in den Bereichen Terrorismus, Schlepperei und natürlich auch Internetkriminalität nicht verschlafen dürfe. Es brauche Rückendeckung und Instrumente, um die Sicherheit nicht ernsthaft zu gefährden, erklärte Kogler.

Wien

Ein besonders positives Fazit zum ersten Halbjahr zieht die Wiener Polizeispitze. Vize-Polizeipräsident Karl Mahrer betont, dass es in der Hauptstadt "die niedrigste Zahl an Kriminalität und die höchste Zahl an Aufklärung innerhalb der vergangenen zehn Jahre gibt. Wien ist außergewöhnlich." Gründe dafür seien "neue Strukturen und intelligente Polizeiarbeit" wie Top-Teams (zur Spurensicherung) sowie spezielle Ermittlungsteams – unter anderem gegen Banden- oder Drogenkriminalität.